Nur fiel es dem Klausner auf, daß Rodbert nie von
seiner Vergangenheit sprach, ja daß er es ängstlich zu
vermeiden schien, die Rede darauf zu bringen.
Auch jetzt empfing der Pater den Köhler mit herz¬
gewinnender Freundlichkeit. Er führte ihn und Bertha
in seine Klause und setzte ihnen dort vor, was er hatte,
Käse, Brot und frisches Wasser aus dem nahen Bächlein.
Während dieses einfachen, aber durch gute Reden ge¬
würzten Mahles erzählte Rodbert, was er heute im Walde
gefunden habe. Hier hatte er ein Kräutlein, aus dem
er einen Saft auspreßte, der die Eigenschaft hatte, ver¬
minderte Sehkraft zu stärken; dort eine Wurzel, aus der
er eine Salbe für alte, bösartige Wunden bereitete. Aus
diesen Blüten wurde ein hustenstillender Thee bereitet,
aus jenen ein Mittel, um die langen, schlaflofen Nächte
abzukürzen. Auch Pilze und Beeren, ja selbst Insekten
und Schnecken hatte er mitgebracht, die ihm zur Bereitung
mancher Arznei nötig waren. Mit großer Aufmerksamkeit
hörten Wilbrand und Bertha seinen Worten zu; er wußte
jede Pflanze, jedes Tierchen zu beuenueu und von einigen
gar anmutige Geschichten zu erzählen. Wenn er so bei
seinen Kräutern und Blumen saß und seinen beiden an¬
dächtigen Zuhörern die Eigenschaften derselben erklärte,
vergaß er, daß die Menschen ihn als einen Geächteten
betrachteten, und sein sonst oft so finsteres Gesicht erhellte
sich. Erst als es Abend wurde, nahmen er und Bertha
von dem Klausner Abschied, um ihre Hütte oben im
Walde aufzusuchen; Bertha aber versprach, sckon am
andern Tage wieder zu kommen und abermals einen Korb
mit Beeren zu bringen.
Vasten wir die beiden einstweilen ziehen, und wenden
wir uns wieder dem Klausner zu, der, als er wieder
allein war, sein Glöcklern läutete und vor dem ephenum-
rankten Altar sein andächtiges Gebet verrichtete. Alsdann
setzte er sich, weil der Abend warm war, wiederum auf
die Bank vor seiner Hütte, und wir wollen die Gelegenheit
benutzen, die Gedanken, die an seinem Geist vorüberziehen,
zu erlauschen.