II. Friedrich I., Barbarossa. 3. Die Schlacht bei Legnano. 469
100,000 Mann ins Feld geführt haben sollen, ist daher nichts zu geben.
Am meisten Wahrscheinlichkeit ist wohl der Angabe des selbst bei diesen
Ereignissen gegenwärtigen kaiserlichen Kanzlers Gottfried von Viterbo bei¬
zumessen, der die Stärke des feindlichen Heeres auf 12,000 Mann berechnet.
Dahingestellt muß jedoch auch dabei bleiben, ob damit die Stärke des mai¬
ländischen Heeres gemeint ist im Augenblicke des Angriffes oder die, welche
dasselbe überhaupt erreicht hat; denn nach dem Beginne des Kampfes noch
und während der ganzen Dauer desselben fand — wenn wir uns anders
ein richtiges Bild von der Entscheidungsschlacht machen — ein unaus¬
gesetztes Zuströmen von Verstärkungen für die Lombarden von Mailand
her statt.
Auf dem rechten Ufer des Olone marschierten die Mailänder und die
bei ihnen befindlichen Lombarden nordwärts. In der Morgenfrühe des
29. Mai machten sie fünfzehn Miglien von Mailand zwischen den Ortschaften
Legnano, Borsano und Bnsto Arstzio Halt. Die Stellung des Kaisers zu
erkunden, wurden von da aus 700 Reiter zu einer Reckognoseierung aus¬
geschickt.
Inzwischen hatte sich aber auch das bisher bei Bellinzona stehende kaiser¬
liche Heer südwärts bewegt. Durch Kundschafter war Friedrich bereits von dem
Anmarsche der Mailänder unterrichtet; er beschloß dieselben sofort anzugreifen,
obgleich die Fürsten davor warnten und ihm rieten, erst die Ankunft weiterer
'-Verstärkungen, namentlich Christians von Mainz und des Markgrafen von
Montferrat, abzuwarten. Augenscheinlich befand sich der Kaiser in dem Glauben,
daß den früher getroffenen Verabredungen gemäß die Pavesen bereits im
Marsche gegen Mailand seien und das feindliche Heer so von zwei Seiten
her werde angegriffen werden. So rückte er denn mit seinem Heere in
Schlachtordnung vor. Den Bortrab bildeten 300 Reiter.
Auf diese stießen die zur Rekognoscierung ausgeschickten 700 Mailänder,
nachdem sie sich drei Miglien von dem Hauptheere entfernt hatten, zwischen
Borsano und Busto Arsizio, bei dem Austritt aus einem Gehölze. Sofort
entspann sich ein lebhaftes Gefecht. Da aber der Vortrab des kaiserlichen
Heeres durch die nachrückende Hauptmacht schnell verstärkt wurde, so waren
Die Mailänder bald in harter Bedrängnis und sahen sich genötigt, auf die
weiter rückwärts stehende, um den Carrocio versammelte Menge des Fußvolks
zurückzugehen. Die fliehende Reiterei in nachdrücklicher Verfolgung vor sich
hertreibend, stieß der Kaiser auf das Hauptheer, welches noch in der Ordnung
des Marsches in fünf Trupps gegliedert war. Dem gewaltigen Anprall des
in siegreichem Vordringen begriffenen kaiserlichen Heeres vermochten die über¬
raschten Lombarden nicht Widerstand zu leisten. Bald war der eine Flügel,
auf dem die Hilfstruppen von Breseia fochten, völlig geworfen und in
wilder Flucht eine halbe Miglie hinter den im Centrum bei dem fünften
Gliede befindlichen Carroeio zurückgewichen, ja selbst da gelang es noch
nicht, die Breseianer zum Stehen zu bringen, sondern von panischem Schrecken
ergriffen, sollen dieselben ihre Flucht bis hinter die Mauern von Mailand
selbst fortgesetzt haben.
Die Schlacht schien entschieden, der Sieg des Kaisers vollständig. Denn
von den fünf Treffen der Lombarden waren bereits vier von den unaufhaltsam