11
unter ihnen die Cherusker, Marser, Chatten und Brukterer
beteiligten, los, er traf den Varns unvorbereitet. Im Begriffe
den Rhein zu erreichen ward der römische Feldherr in den
Schluchten des Teutoburger Waldes von Arminins über¬
fallen und fein Heer von 50 000 Mann völlig vernichtet;
Varns stürzte sich in sein Schwert, wie sein Vater bei Phi-
lippi gethan hatte. — Während aber ganz Italien vor einem
Ansturme der Germanen zitterte (Varns, gieb mir meine Le¬
gionen wieder!), begnügten sich dieselben, das Land zwischen
Rhein und Weser von den Römern zu säubern und die rö¬
mischen Kastelle auf deutschem Boden zu zerstören.
Durch den Sieg über Varus ist unzweifelhaft das deutsche
Volkstum gerettet worden, welches sonst ganz ebenso der Ro-
manisierung unterlegen wäre, als die Bewohner der übrigen
westlichen römischen Provinzen, Galliens und Hispaniens.
4. Die vier Züge des Germaniens, 14—16 n. Chr. 14-16
Die Zwietracht der germanischen Völker erlaubte, daß die Rö¬
mer bereits vier Jahre nach der Varusschlacht wieder deut¬
schen Boden angriffsweise betreten konnten. Germaniens,
Drnsns' Sohn, unternahm vier Züge. Der erste derselben 14
war nur ein Plünderungszug, auf "welchem das Gebiet der
Marser verwüstet ward; den zweiten unternahm er aus An-15
suchen des Segestes, welcher von Arminins, weil er demselben
seine Gattin Thusnelda wieder entrissen hatte, in einer Feste
belagert ward. Es wurden auf diesein zweiten Zuge die Ge¬
biete der Chatten und der Brukterer geplündert, Segestes be¬
freit und Thusnelda gefangen nach Italien geführt. Der
dritte Feldzug hätte beinahe einen für die Römer äußerst
verderblichen Ausgang genommen. Nachdem nämlich Germa-
nieus selbst mit einer Flotte in die Ems eingesegelt war,
während der Legat Cäcina mit einem Landheere die Lippe
entlang marschierte, und nachdem man den Ort der Nieder¬
lage des Varus aufgesucht hatte, ward Cäcina auf dem Rück¬
züge eingeschlossen und hätte das Schicksal des Varus gehabt,
wenn nicht gegen Arminius' Rat die Deutschen das römische
Lager übereilt angegriffen hätten. — Der bedeutendste Kriegs¬
zug des Germaniens war der vierte. Tausend Schiffe fuh¬
ren in die Weser ein und an 100 000 Mann Landtruppen
rückten bis an diesen Fluß vor. An den Wesergebirgen kam
es auf dem rechten Ufer des Flusses zur Schlacht auf dem
Campus Idistaviso, wo die Römer in zweimaligem Kampfe ig
gegen Arminius gesiegt, zu haben behaupten, aber nichtsdesto¬
weniger zurückzogen. Übrigens ward Germaniens von seinem
phemt, dem Kaiser Tiberins, aus Eiferfucht über seine Erfolge
im Jahre 17 abgerufen. Scharssichtig hatte der letztere damals