Full text: Lehrbuch der mittleren Geschichte (2)

bereits die schwache Seite der Germanen erkannt: crebris 
epistolis Tiberius monebat, rediret (Germanicus) ad decretum 
triumphum: — posse Cheruscos ceterasque rebellium gentes, 
quoniam Romanae ultioni consultum esset, internis discordiis 
relinqui. Tac. 
5. Arminius und Marododnus. Kaum waren die Rö¬ 
mer ans Deutschland abgezogen, als daselbst heftige innere 
Kämpfe ausbrachen. Marbod, König der Markomannen, welche 
er aus den Gegenden des oberen Mains in das den keltischen 
Bojern entrissene Böhmen (Bojohemum) geführt, hatte seine 
Herrschaft über einen großen Teil der oberdeutschen Völker 
ausgedehnt. Er hielt durch ein stehendes Heer von 80 000 
Mann seine Gewaltherrschaft aufrecht, welche er außerdem 
durch Anlehnung an die Römer zu stützen suchte. Im Gegen¬ 
satze zu ihm sah Arminius das Heil Deutschlands nur in'der 
Bewahrung seiner Unabhängigkeit und im Kampfe gegen die 
Römer. Den Anlaß zu dem Kriege, welcher zwischen beiden 
Fürsten ausbrach, gab der Absall der Langobarden und Sem- 
nonen von Marbod zum Bunde der Cherusker. In der Ge- 
i7 gend der Saale kam es im Jahre 17 zur Schlacht; sie blieb 
unentschieden, doch trat Marbod den Rückzug an. Bald dar¬ 
auf ward er von dein Gotenfürsten Catnal'da gestürzt und 
sein Reich aufgelöst. Marbod selbst floh nach Italien, wo er 
noch^ lange Jahre von einem Gnadensolde des Kaisers lebte. 
— Traurig war das.Ende des Arminius. Derselbe fiel durch 
Meuchelmords indem man ihm schuld gab, er strebe nach der 
Alleinherrschaft. Das Urteil des Tacitus über ihn: liberator 
haud dubie Germaniae, et qui non primordia populi Romani, 
sicut alii reges ducesque, sed florentissimum Imperium la- 
cessierit, proeliis ambiguus, bello non victus. — caniturque 
adhuc barbaras apud gentes, Graecorum annalibus ignotus, 
qui sua tantum mirantur, Romanis haud perinde celebris, 
dum vetera extollimus recentium incuriosi. 
-7o 6. Aufstand der Dataver, 69—70. Nachdem bereits im 
Jahre 28 n. Chr. die Friesen in einem Aufstande gegen die 
Römer ihre Freiheit errungen hatten, versuchten dasselbe 40 
Jahre später unter ihrem Anführer Claudius Civilis die 
Bataver, Abkönunlinge der Chatten und an den Mündungen 
des Rheines seßhaft. Mit den Batavern verbündeten sich die 
Friesen, Brukterer, Tenkterer und andere Germanen. Ja der 
Aufstand breitete sich sogar aus das linke Rheinuser aus, auf 
die Ubier, Tungrer, Treverer und Lingonen, und der ganze 
wegen seiner teilweisen germanischen Bevölkerung Germania 
Minor genannte und auf dem linken Rheinufer gelegene Land¬ 
strich ward in denselben hineingezogen. Nur mit Mühe ge-
	        
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