Full text: Lehrbuch der mittleren Geschichte (2)

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Tacitus rühmt: Passim sine custode transeunt (Danubium) 
et quum ceteris gentibus arma modo castraque ostendamus, 
his domos villasque patefecimus non concupiscentibus. Die 
Thüringer wohnten im Westen bis über die Werra, im Norden 
bis ans die Höhen des Harzes, im Osten bi§ zur Elbe Hin, 
im Süden sind sie später über das Gebiet der alten Hermun¬ 
duren hinausgegangen und haben ihren Namen bis zur Donau 
ausgedehnt. 
g) Die Burgunder. Sie wohnten anfangs zwischen Oder 
und Weichsel in den Gegenden der Warthe und Netze, zogen 
aber dann nach Süden und traten an den Karpathen auf. 
Hierauf wendeten sie sich westwärts zwischen Main und Rhein, 
drängten sich zwischen den Alamannen und Franken hindurch 
und erschienen auf dem linken Rheinufer, wo zur Zeit der 
Völkerwanderung das Burgunderreich mit der Hauptstadt 
Worms bestand. Schließlich wanderten sie noch weiter südlich 
in bie Gegenden des südöstlichen Galliens, welche von ihnen 
den Namen Burgund erhalten haben. 
h) Die Goten. Ihre ursprünglichen Sitze hatten sie 
an den Mündungen der Weichsel, wohin sie keineswegs aus 
Schonen in Skandinavien eingewandert sind (das skandinavische 
Volk der Ganten, deren Name in Ost- und Westgotland 
wiedergegeben ist, hat mit dem deutschen Stamme der Gotonen 
nichts gemein). Zn Anfang des dritten Jahrhunderts erschienen 
die Goten zuerst in den Gegenden der unteren Donau, von 
nun an eine Geißel der Römer. Nachdem sie im Jahre 251 den 251 
Kaiser Decins in Dacien besiegt und diese Provinz den Römern 
entrissen hatten, verwüsteten sie die angrenzenden römischen 
Provinzen in häufigen Zügen zu Wasser und zu Lande. Sie 
brandschatzten Byzanz und Chalkedon, verbrannten Ephesos, 
verwüsteten Kyzikos, nahmen Athen, Argos, Sparta, durch¬ 
plünderten die ganze Balkanhalbinsel und griffen fogar die 
Inseln des Mittelmeeres an. Kaiser Aureliauus trieb sie end¬ 
lich über die Donau zurück. Beim Einbruch der Hunnen reichte 
das große Gotenreich im Westen und Süden an Donau und 
schwarzes Meer, im Osten bis an den Don, im Norden bis 
tief in das heutige Rußland hinein. Zwischen Donau und 
Dniestr saßen die Westgoten (Wisigoten oder Tervinger 
= Bewohner der waldigen Gegenden; ihr Königsstamm 
waren die Balten), zwischen Dniestr und Don die Ostgoten 
(Austrogoten oder Greutunger — Bewohner des Flachlandes; 
ihr Königsstamm die Amaler). Im Abhängigkeitsverhältnis 
zu den Goten standen damals die Gepiden, Vandalen und 
eine Menge kleinerer Völker. 
Wolf, Geschichte. II. 4. Aufl. 9
	        
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