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Tacitus rühmt: Passim sine custode transeunt (Danubium)
et quum ceteris gentibus arma modo castraque ostendamus,
his domos villasque patefecimus non concupiscentibus. Die
Thüringer wohnten im Westen bis über die Werra, im Norden
bis ans die Höhen des Harzes, im Osten bi§ zur Elbe Hin,
im Süden sind sie später über das Gebiet der alten Hermun¬
duren hinausgegangen und haben ihren Namen bis zur Donau
ausgedehnt.
g) Die Burgunder. Sie wohnten anfangs zwischen Oder
und Weichsel in den Gegenden der Warthe und Netze, zogen
aber dann nach Süden und traten an den Karpathen auf.
Hierauf wendeten sie sich westwärts zwischen Main und Rhein,
drängten sich zwischen den Alamannen und Franken hindurch
und erschienen auf dem linken Rheinufer, wo zur Zeit der
Völkerwanderung das Burgunderreich mit der Hauptstadt
Worms bestand. Schließlich wanderten sie noch weiter südlich
in bie Gegenden des südöstlichen Galliens, welche von ihnen
den Namen Burgund erhalten haben.
h) Die Goten. Ihre ursprünglichen Sitze hatten sie
an den Mündungen der Weichsel, wohin sie keineswegs aus
Schonen in Skandinavien eingewandert sind (das skandinavische
Volk der Ganten, deren Name in Ost- und Westgotland
wiedergegeben ist, hat mit dem deutschen Stamme der Gotonen
nichts gemein). Zn Anfang des dritten Jahrhunderts erschienen
die Goten zuerst in den Gegenden der unteren Donau, von
nun an eine Geißel der Römer. Nachdem sie im Jahre 251 den 251
Kaiser Decins in Dacien besiegt und diese Provinz den Römern
entrissen hatten, verwüsteten sie die angrenzenden römischen
Provinzen in häufigen Zügen zu Wasser und zu Lande. Sie
brandschatzten Byzanz und Chalkedon, verbrannten Ephesos,
verwüsteten Kyzikos, nahmen Athen, Argos, Sparta, durch¬
plünderten die ganze Balkanhalbinsel und griffen fogar die
Inseln des Mittelmeeres an. Kaiser Aureliauus trieb sie end¬
lich über die Donau zurück. Beim Einbruch der Hunnen reichte
das große Gotenreich im Westen und Süden an Donau und
schwarzes Meer, im Osten bis an den Don, im Norden bis
tief in das heutige Rußland hinein. Zwischen Donau und
Dniestr saßen die Westgoten (Wisigoten oder Tervinger
= Bewohner der waldigen Gegenden; ihr Königsstamm
waren die Balten), zwischen Dniestr und Don die Ostgoten
(Austrogoten oder Greutunger — Bewohner des Flachlandes;
ihr Königsstamm die Amaler). Im Abhängigkeitsverhältnis
zu den Goten standen damals die Gepiden, Vandalen und
eine Menge kleinerer Völker.
Wolf, Geschichte. II. 4. Aufl. 9