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hard zu ihrem Herzog. Die Friesen endlich wollten von der
Herrschaft der deutschen Grasen nichts wissen.
b) Ottos III. Römerzüge. Nachdem Otto mit 15 Jah¬
ren für mündig erklärt worden war, machte er im Jahre 996 9%
seinen ersten Zug nach Italien. Da der Stuhl Petri
gerade erledigt war, ließ er Bruno, Sohn Ottos von Kärnten,
zum Papst wählen, der als Gregor V. den heiligen Stuhl
bestieg (er war der erste deutsche Papst) und den jungen
König zum römischen Kaiser krönte. Kaum aber hatte dieser
Rom verlassen und war nach Deutschland zurückgekehrt, als in
Rom eine Gegenbewegung eintrat. Johannes Crescentius
war wieder mächtig geworden, er stellte sich an die Spitze
der deutschfeindlichen Partei, vertrieb Gregor und ließ Jo¬
hann XVI. zum Papst wählen. So machte Otto schon im
Jahre 997 seinen zweiten Zug nach Italien. Der Gegen-997
papst, der in des Kaisers Hände fiel, ward an Augen, Ohren
und Nase verstümmelt, Creseentius ward, nachdem Eckhard
von Thüringen die Engelsbnrg erstürmt hatte, gefangen ge¬
nommen und hingerichtet und zwölf seiner Genossen wurden
gekreuzigt. Als Gregor im Jahre 999 starb, machte Otto
seinen früheren Lehrer, den Westsranken Gerbert, als^ Syl¬
vester IT. zum Papst (geboren in der Auvergne, Mönch zu
Aurillae, Erzbischof von Reims, vertrieben und flüchtig am deut¬
schen Hofe als Ottos Lehrer, dann Erzbischof von Ravenna), den
gelehrtesten Mann seiner Zeit, der früher der kirchlichen Wider¬
partei angehört hatte, als Papst aberstreng priesterlich gesinnt war.
c) Ottos auswärtige Beziehungen. Nachdem der
Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt, veranlaßte ihn eine
schwärmerisch-religiöse Seelenstimmung, hervorgerufen durch den
allgemeinen Glauben des nahe bevorstehenden Weltunterganges
(im Jahre 1000), eine Wallfahrt nach dem Grabe des hei-1000
ligen Adalbert zu unternehmen; derselbe war als Bischof von
Prag wenige Jahre zuvor von den heidnischen Preußen er¬
schlagen worden, als er ihnen das Evangelium hatte predigen
wollen, und lag in Gnesen begraben. Bei dieser Gelegenheit
stiftete der Kaiser das Erzbistum Gnesen zur Bekehrung des
slavischen Nordens und ordnete demselben die Bistümer Kra¬
kau, Breslau und Kolberg unter. So ward Magdeburg
nach Ottos I. Plane nicht auch kirchlicher Mittelpunkt von
Polen, und das Streben des polnischen Herzogs Boleslaw
(der sich übrigens um Ausbreitung des Christentums sehr ver¬
dient machte) nach staatlicher Selbständigkeit mächtig geför¬
dert, zumal ihm der Kaiser auch noch den Zins erließ.
Nicht weniger wurde der deutsche Vorteil in Ungarn ge¬
schädigt. Unter Herzog Geisa aus dem Stamme Arpads