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Tapferkeit und Schlauheit Bertrauds
Bayern, Böhmen und Schlesien, die Beschäftigung großer und mächtiger Zünfte, die an
Stolz und Freiheitsliebe selbst hinter den Webern nicht zurückstanden. Das kräftige und
gesunde Getränk war gleichsam der Lebensstoff der bürgerlichen Freiheit, beide schützten das
deutsche Volk noch lange vor dem fremden Gifte.
Bertrand du Guesclin.
Das Ideal eines Ritters nach den Zeiten der Kreuzzüge tritt uns in Vertrand du
Guesclin vor Augen. Er war bei Rennes in der Bretagne geboren; sein Vater hatte die
Ehre und den Kriegsruhm der angesehenen Familie, welcher er angehörte, durch manche
wackere Tat vermehrt. Eine Prophezeiung von der künftigen Größe des Knaben lenkte die
besondere Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern auf ihn, nachdem sie ihm zuerst wegen seiner
unschönen Gestalt und seiner Ranfsucht abgeneigt gewesen waren. Auf einem Turnier zu
Rennes legte er die ersten Proben seiner Tapferkeit ab. Ohne Wissen seines Vaters, der ihn
nicht mitnehmen wollte, hatte er sich auf einem schlechten, vom Wagen genommenen Gaule
dahin begeben. Von einem Vetter lieh er indes ein besseres Pferd und den nötigen Waffen¬
schmuck und ritt so gerüstet in die Schranken. Gleich den ersten Kämpfer ritt er nieder mit
so kräftigem Stoß, daß das Roß auf der Stelle tot blieb und der Ritter seinem Ende nahe
war. Hierauf raunte sein Vater, der zur Partei des Besiegten gehörte und ihn nicht kannte,
auf ihn zu, um eine Lanze mit ihm zu brechen; aber der Jüngling senkte die seinige, als er
Wappen und Zeichen seiner Familie erblickte. Alle glaubten, er tue dies aus Scheu vor der
Tapferkeit seiues Gegners; als er aber gleich darauf fünfzehn Ritter nacheinander nieder¬
warf, erstaunte jedermann und wurde neugierig zu wissen, wer der Unbekannte sei. Endlich
gelang es einem normannischen Ritter, ihm den Helm vom Haupte zu stoßen und sein Ge¬
sicht zu entblößen, worauf die Anwesenden unter Glückwünschen sich zu ihm drängten und
fein Vater vor Freude ihm ein Pferd und Geld versprach, damit er sich Ruhm und Ehre
erkämpfen könne.
Gelegenheit dazu konnte in jenen unruhigen Zeiten nicht fehlen und der Streit zwischen
Johann von Montfort und Karl von Blois über die Nachfolge in der Bretagne gewährte
sie ihm bald. Er nahm die französische Partei. Nach der Kriegsweise jener Zeit kam es
vorzüglich darauf an, sich in den Besitz der zahlreichen festen Schlösser und Städte zu setzen.
Hier zeigte Bertrand bald seine außerordentliche Gewandtheit; es gab säst keinen festen Platz,
den er nicht, wenn er einmal vor den Mauern erschien, mit List oder Gewalt eingenommen
hätte. Nach Fougerais schlich er sich als Holzhauer, in eine andere Feste als Winzer ver¬
kleidet ein. Im Jahre 1356 belagerte der Herzog von Lancaster für die Montfortsche Partei
Rennes. Schon waren die Belagerten aufs Äußerste gebracht und entschlossen, die Stadt zu
übergeben; sie wollten nur vorher noch wissen, ob Karl von Blois, der sich damals zu Nantes
aufhielt, ihnen Hilfe senden könne. Ein Bürger übernahm das Wagestück, diese Nachricht
einzuholen. Bei einem Ausfall ließ er sich gefangen nehmen, erzählte, daß man ihm schon aus
Mangel an Lebensrnitteln seine Kinder getötet habe, daß die Stadt notwendig fallen müsse,
wenn ihr die Hilfe, die im Anmarsch sei, abgeschnitten werde. Die getäuschten Eugläuder
brachen sogleich auf, um dieser entgegenzugehen, und der Gefangene machte sich aus dem
Staube. Er traf du Guesclin, der sich mit tapferen Gefährten in der Nähe hielt, um die
Feinde fortwährend zu beunruhigen. Als dieser erfahr, was geschehen sei, stürzte er sich auf
das schlecht verteidigte englische Lager, nahm mehr als hundert mit Lebensrnitteln beladene