Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 2)

194 Siebter Zeitraum. Vom Wests. Frieden bis zur Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. 
gelber mit einem Teile von Geldern (südlich von Kleve) abgefunden. 
5. England erhält die spanische Bergfestung Gibraltar und mehrere 
französische Kolonien in Nordamerika (Neufundland, Neuschottland und 
die Hudsonsbailänder). 
1711 Karl VI. wollte diese Bedingungen nicht anerkennen, und der deutsche 
1740Reichstag stimmte ihm bei. Der Kaiser verlangte namentlich die Heraus¬ 
gabe des Elsaß. Aber bald zeigte sich wieder die Ohnmacht des Reiches, 
seinen Forderungen Nachdruck zu geben. Die bewilligten Kriegsgelder gingen 
nicht ein, und die den einzelnen Ständen auferlegten Truppen blieben aus 
oder waren nicht vollzählig. So mußte der kaiserliche Feldherr Eugen 
von Savoyen vor den Franzosen zurückweichen. Schließlich traten der 
Kaiser und das Reich dem Utrechter Frieden bei (1714). 
e) Tie orattische Erbschaft: Mörs, Singen, Neuenburg. Nach 
dem Tode des kinderlosen Wilhelm III. von England (1702) hatte 
Friedrich I. als der Sohn der Kurfürstin Louise Henriette die nächsten 
Ansprüche auf die weit zerstreuten Besitzungen des Hauses Oranien. Aber 
er erhielt, hauptsächlich wegen des Widerstandes der Republik Holland, 
nur einen Teil derselben, nämlich Mörs, Singen und Neuenburg. 
Von den neuen Erwerbungen bildete die Grafschaft Mörs mit Mörs 
und Krefeld eine gute Abrundung der niederrheinischen Lande; die Grafschaft 
Lingen a. d. Ems schloß sich an die westfälischen Besitzungen (Ravensberg 
und das von Friedrich I. durch Kauf erworbene Tecklenburg). Dagegen lag 
das Fürstentum Neuenburg in der Schweiz weitab von den übrigen Teilen des 
preußischen Staates. 
C. Die Erhebung Preußens zu einem Königreiche. 
a) Beweggründe. Solange Friedrich III. noch Kurfürst war, richtete 
sich fein Hauptstreben darauf, die Königskrone zu erlangen. Außer seiner 
angeborenen Vorliebe für Glanz uud Pracht spornte ihn namentlich der 
Gedanke an die Standeserhöhung benachbarter Fürsten an. Sein Vetter 
Wilhelm III. von Oranien war mit seiner Hilfe auf den englischen 
Thron gelangt; sein Schwiegervater Ernst August von Braunschweig- 
Lüneburg hatte die neugeschaffene neunte Kurwürde (Hannover) und 
bald darauf für sein Haus die Anwartschaft auf die Krone Englands 
erworben1. Der Kurfürst Friedrich August von Sachsen, wegen 
seiner riesigen Körperkraft der Starke genannt, war nach seinem Übertritt 
zur katholischen Kirche König von Polen geworden (1697). 
b) Der Kronvertrag mit dem Kaiser. Als deutscher Reichsfürst 
glaubte Friedrich sich der Zustimmung des Kaisers versichern zu 
1 Das Haus Hannover kam nach dem Tode der Königin Anna im Jahre 
1714 auf den englischen Thron.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.