Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 2)

216 Achter Zeitraum. Von Friedrich II. bis zur Wiederherstellung d. Deutschen Reiches. 
furt a. M. von den Franzosen besiegt. Doch der kriegserfahrene Herzog 
wußte diese Scharte durch den Sieg bei Minden a. d. Weser bald wieder 
auszuwetzen. 
Inzwischen war ein neues Heer der Russen unter Soltikow an 
die Oder gerückt und hatte sich mit den Österreichern unter Laudon, dem 
tüchtigsten Heerführer Maria Theresias, vereinigt. Friedrich traf den Feind 
bei Kunersdorf, östlich von Frankfurt a. d. Oder (12. August). Die 
Russen standen auf einer von tiefen Schluchten („Gründen") durchbrochenen 
Hügelkette; von den Österreichern war nichts zu sehen. Durch die Hitze 
und den langen Marsch ermüdet, begannen die Preußen den Sturm auf 
die Höhen. Anfangs machten sie einige Fortschritte; dann aber kam ihr 
Angriff zum Stehen. Dem Könige wurden zwei Pferde unter dem Leibe 
erschossen; eine Kugel traf ihn gegen den Leib, prallte aber an einer 
goldenen Dose ab. Plötzlich brach Laudon mit seinen frischen Truppen 
aus dem Hinterhalte hervor und fiel den Preußen in die Seite. 
Damit war die Niederlage Friedrichs entschieden, die schwerste, die er 
überhaupt erlitten hat. Sein Heer stob nach allen Seiten auseinander; 
auf dem Schlachtfelde blieben 18 000 seiner Soldaten tot oder verwundet 
liegen 1. 
Der König übernachtete in einer ärmlichen Hütte und schrieb nach Berlin: 
„Ich halte alles für verloren. Die Vernichtung meines Vaterlandes 
werde ich nicht überleben. Leben Sie wohl auf ewig!" 
Zum Glück waren die Feinde uneinig, und der von Friedrich be¬ 
fürchtete Marsch nach Berlin unterblieb. Bald sammelten sich auch die 
Trümmer des zersprengten preußischen Heeres, so daß der König wieder 
neuen Mut schöpfte. Aber in Sachsen ging Dresden verloren, und der 
preußische General Finck mußte sich mit fast 15000 Mann den Öster¬ 
reichern ergeben (der sog. Finkenfang bei Maxen). So schloß das Un¬ 
glücksjahr 1759 auch hier mit einem großen Mißerfolg. 
Das Jahr 1760. Liegnitz, Torgau. Durch einen „fröhlichen und 
schönen Sieg" bei Liegnitz über Laudon gewann Friedrich fast ganz 
Schlesien wieder. Bald nachher wurde Berlin und feine Umgebung von 
den Russen, Österreichern und Sachsen schwer heimgesucht. Die Haupt¬ 
stadt mußte eine hohe Brandschatzung zahlen; aber auf die Nachricht von 
Friedrichs Anmarsch trat der Feind eilig den Rückzug an. 
Gegen Schluß des Jahres schlug der König bei Torgau eine der 
gewaltigsten Schlachten des Krieges. Die Österreicher unter Daun hatten 
1 Unter den tödlich Verwundeten befand sich der Major Ewald von Kleist, 
„ein Sänger und ein Held zugleich". Aus dem Geschlechte der Kleist fielen während 
des Krieges 54.
	        
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