/
— 78 —
neuen Ehren zu führen!" so sollte dies Wort sich bald
in herrlichster Weise erfüllen.
2. Die Weiterbildung des preußischen
Heerwesens. — Unter großer Pracht und Feierlichkeit
setzte sich König Wilhelm I. am 18. Oktober 1861, dem
Jahrestage der Leipziger Siegesschlacht, in der alten preußischen
Krönnngsstadt Königsberg die Krone aufs Haupt. Die wich¬
tigste Aufgabe seiner Regierung fand er in der Erhöhung
der Wehrkraft seines Volkes. Nur dadurch konnte es
gelingen, Preußen die ihm unter den Großmächten Europas
gebührende Stellung dauernd zu sichern, nur dadurch konnte
Preußen zu „neuen Ehren" emporsteigen. Allein da
die Vermehrung der Zahl kriegsbereiter Truppen notwendig
mit erheblichen Kosten verbunden war, so stellten sich der
Ausführung der königlichen Absichten unsägliche Schwierig¬
keiten entgegen. Zahlreiche Abgeordnete des preußischen
Landtags eiferten voll Leidenschaft gegen die Umbildung des
Heeres, gleich als wäre sie ein überflüssiger kostbarer Schmuck,
nicht aber ein unerläßliches Mittel zur glorreichen Erhebung
Preußens, zur endlichen Neugestaltung uud Einigung des
gesamten deutschen Vaterlandes. Da bedurfte es unerschütter¬
licher Ausdauer, um festzuhalten an dem so heftig ange¬
feindeten wichtigen Werke. Und der König bewährte diese
Ausdauer: mit Heldenkraft überwand er alle Hindernisse,
die sich ihm entgegentürmten, und wurde der N e u 6 e -
grüuder des unvergleichlichen preußischen
Heerwesens.
3. Der Minister Bismarck. — Bei den ge¬
waltigen Anstrengungen und Kämpfen, welche die Neuge¬
staltung des Heeres kostete, standen dem Könige vornehmlich
zwei Männer als Ratgeber und Gehilfen znseite: die
Minister Bismarck und R o o it. Zunächst lag dem
letzteren als Kriegsminister die Pflege und Ausbildung des
Heerwesens ob, und er erwarb sich durch treffliche Durch¬
führung seiner Aufgabe unvergängliche Verdienste. In Otto
von Bismarck aber, der seit 1862 als Ministerpräsident die
Staatsverwaltung leitete, hatte Preußen das Glück, den
größten Staatsmann zu besitzen, welchen die neueste Zeit
hervorgebracht hat. Geboren zu Schönhausen in der Altmark