Full text: Das Altertum (Bd. 3)

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Üppigkeit und die Lasterhaftigkeit des entarteten Hellenismus ihren 
Einzug in Rom, ergriff weite Kreise der gebildeten Römer und nährte 
bte Genußsucht des städtischen Pöbels, der nicht nur an leichtfertigen 
griechischen Komödien, sondern auch an Tierhetzen und blutigen 
Gladiatorenkämpfen sein Ergötzen fand. Auch die Religion der 
Römer erlitt durch die Bekanntschaft mit der griechischen Dichtung 
und Philosophie tiefgreifende Veränderungen. Die Götter des Olymp 
verdrängten allmählich die heimischen Gottheiten, und bei den 
Gebildeten breitete sich durch die Bekanntschaft mit der griechischen 
Philosophie allmählich der Unglaube aus. 
Dritter Abschnitt. 
Die Zeit der Bürgerkriege bis zur Aufrichtung der 
Monarchie (133—30 v. Chr.). 
§ 67. I. Die Unruhen der Gracchen. 
Den wirtschaftlichen Übelständen suchten zwei Brüder, Tiberius 
und Gaius Sempronius Gracchus, dadurch abzuhelfen, daß sie 
wieder einen besitzenden bäuerlichen Mittelstand in Italien 
begründen wollten. Sie entstammten einem vornehmen plebejischen 
Geschlechte; ihre Mutter Cornelia war die Tochter des Siegers 
von Zama, eine edle und hochgebildete Frau. 
1. Tiberius Sempronius Gracchus (133). Tiberius Gracchus 
brachte im Jahre 133 als Volkstribun den Antrag ein, das 
Licinische Ackergesetz des Jahres 367 in der Weise zu erneuern, 
daß von den Staatsländereien den gegenwärtigen Besitzern nur je 
500 Morgen und für jeden Sohn 250 Morgen, im ganzen aber 
nicht mehr als 1000 Morgen als festes Eigentum verbleiben sollten. 
Der Überschuß solle in kleinen Landlosen an besitzlose Burger 
zu unveräußerlicher Erbpacht verteilt werden. 
Die Großgrundbesitzer, hauptsächlich im Senate vertreten, 
machten dem Antrage, der sie in ihrem langjährigen Besitze bedrohte, 
alle möglichen Schwierigkeiten. Als das Gesetz dennoch zur Ab¬ 
stimmung vor die Volksversammlung kam, legte ein von der Nobilität 
gewonnener Tribun wiederholt sein Veto ein. Da schritt Tiberius 
Gracchus zu dem ungesetzlichen Mittel, ihn durch die Tribut- 
komitien absetzen zu lassen. Hieraus ging das Ackergesetz durch.
	        
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