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Griechenland, die bort Demosthenes geschürt wurden, beugte er
durch sein schnelles Erscheinen vor, und auf einer Versamm¬
lung zu Korinth ließ er sich zum Heerführer der Griechen
gegen die Perser ernennen.
Damals suchte er auch den wunderlichen Philosophen Diogenes ans.
Dieser trieb den Grundsatz des Sokrates, wer möglichst wenig bedürfe,
komme der Gottheit am nächsten, so weit, daß er auf alle Bequemlich¬
keiten des Lebens verzichtete. Er ging in einem zerlumpten Mantel einher
und wohnte in einer Tonne. Wegen seiner witzigen und treffenden Ant¬
worten war er weitberühmt. Als Alexander ihn aufforderte, sich eine
Gunst zu erbitten, antwortete Diogenes: „So gehe mir aus der Sonne!"
Voll Verwunderung soll Alexander ausgerufen haben: „Wahrlich, wäre
ich nicht Alexander, so möchte ich ein Diogenes sein!"
Darauf schlug Alexander Erhebungen der Völkerschaften
in Thraeien und Jllhrien mit rascher Hand nieder. Aus
die falsche Nachricht von seinem Tode erhoben sich die Thebauer
zu einem neuen Freiheitskampfe. Darum eilte der König alsbald
wieder nach Süden und erstürmte Theben. Viele Bewohner
fanden in dem blutigen Straßenkampfe den Tod, die übrigen
wurden als Sklaven verkauft. Zum abschreckenden Beispiel für die
Griechen wurde Theben gänzlich zerstört, nur die Tempel
und das Haus, in dem der thebanische Dichter Pindar gelebt hatte,
blieben verschont. Die Athener, die Thebens Erhebung begünstigt
hatten, erlangten unter gnädigen Bedingungen die Verzeihung des
Siegers.
2. Die Eroberung des persischen Reiche;.
a) Die Zustände des persischen Reiches. Das ungeheure per¬
sische Reich hatte zwar noch reiche Hilfsquellen, aber durch die
Schwäche der Könige und die Unbotmäßigkeit der Satrapen fehlte
es an einer einheitlichen Leitung. Die kriegerische Kraft der orien¬
talischen Völker war erschlafft, da die Satrapen vorwiegend fremde
Söldner, namentlich Griechen, im Heeresdienste verwendeten. Nach
vielen Thronwirren war im Perserreiche (in demselben Jahre wie
Alexander) Darins III. Kodomannus zur Regierung gekommen,
ein milder und gerechter Herrscher, der aber der Tatkraft ermangelte.
b) Die Eroberung der persischen Provinzen an der Mittel¬
meerküste (334—331). Alexander ließ Antipater mit der Hälfte
des maeedonifchen Heeres als Statthalter in Macedonien