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trat aber seinen Gegnern mit Milde entgegen. Nachdem er die
Truppen des Pompejus in Spanien besiegt hatte, wandte er sich
nach Griechenland, wo Pompejus mit einem großen Heere stand
^m Sommer 48 besiegte ihn Casar bei Marfäku« in Thessalien
vollständig. Pompejus floh nach Ägypten und wurde bald nach
seiner Sandurig ermordet. Cäsar folgte Pompejus und traf einige
Tage nach seinem Tode in Alexandria ein. In Ägypten, das schon
seit. langer Zeit unter bem Einflüsse Roms stand, waren Thron¬
streitigkeiten zwischen der Königstochter ülcopatra und ihrem jüngeren
Bruber ausgebrochen. _ Als Cäsar den Streit zugunsten Cleopatras
entschied, brach ein Ausstand aus, bei dem Casar in große Gefahr kam.
Er wurde in der Königsburg belagert, und erst als sein Heer durch
Truppen aus Asien verstärkt worden war, konnte er die Empörung
unterdrücken. Bei der Belagerung ging ein Teil der wertvollen
Bibliothek der Ptolemäer zugrunde. In den Kämpfen war der
junge König gefallen, und Cäsar bestätigte nun die Herrschaft der
Kleopatra unter römischer Oberhoheit.
Herauf zog Cäsar nach Kleinasien und besiegte den
aufständischen Sohn des Mithridates so schnell, daß er nach
Rom berichten sonnte: „Ich kam, sah und siegte!" („Veni, vidi,
vici.“) Als er noch die Söhne des Pompejus in Spanien
besiegt hatte, war Cäsar unbestrittener Alleinherrscher
5. Cäsars Alleinherrschaft und sein Tod. a. Die Unordnung
de* Stootemefm». Cäsar änderte dem Scheine nach nichts an
den bestehenden republikanischen Formen des Staatswesens. Er
vereinigte aber alle wichtigen Ämter in seiner Person. Schon
während der Kämpfe mit den Anhängern des Pompejus hatte
er sich vom Senate die Diktatur auf Lebenszeit übertragen
lassen. Als Volkstribun war er persönlich unverletzlich, als
Zensor hatte er die oberste Aussicht über die Sitten, als Pontifex
Maximus leitete er das Religionswesen, als Konsul stand er
an der Spitze des Senats, der jetzt nur noch eine beratende Behörde
war. Der erbliche Titel Imperator*) (imperare = herrschen),
den früher siegreiche Feldherren erhielten, wurde ihm als Vorname
verliehen und beutete an, daß er wie ein unumschränkter Herrscher
gebieten bürste. Auch bekam er bas Recht, für bie von ihm ver¬
tretenen Ämter Nachfolger zu ernennen. Trotz seiner Machtfülle
nahm Cäsar an feinen Gegnern keine Rache, sonbern suchte sie
für sich zu gewinnen, inbem er eine allgemeine Amnestie
*) Von Imperator stammen die Wörter empereur und emperor (spr.
6mperer), die noch heut bei den Franzosen und Engländern den Kaiser
bezeichnen.