Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1, Oberkursus)

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Vor den Felsengräbern erhoben sich riesige Tempel (Taf. 3), die überall 
die gleiche Anlage zeigen. Zu ihnen führte eine Zugangsstraße, zu deren 
Seiten Sphinxe, aus Stein gehauene, große Tiergestalten mit einem 
Menschenkopfe, aufgestellt waren. Vor den Eingangstoren des Tempels 
standen Obelisken, hohe, aus einem einzigen Stein bestehende Säulen, 
die sich nach oben verjüngen. 
Die Obelisken wie die Wände der Tempel und Grabkammern sind 
mit Hieroglyphen bedeckt, einer Bilderschrift, deren Entzifferung zu Beginn 
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Fig. 3. Hieroglyphenschrift. * 
des 19. Jahrhunderts gelang. Außer der Hieroglyphenschrift bedienten sich 
die Ägypter einer Buchstabenschrift, die durch die Phönizier nach Europa 
gebracht wurde und wahrscheinlich die Grundlage unserer Alphabete bildet. 
Außer auf Stein schrieben die Ägypter auch auf Blätter, die sie aus den 
dünngeschnittenen Stengeln der Papyrusstaude herstellten. So sind sie die 
Erfinder des Papiers. Die Blätter wurden aneinander geklebt und zusammen¬ 
gerollt. Manche dieser Papyrusrollen haben eine Länge von 40 m. 
Um die Zeit der Nilüberschwemmungen vorher bestimmen zu können, 
beobachteten die ägyptischen Priester schon in der ältesten Zeit den Sternen¬ 
himmel und bildeten frühzeitig die Astronomie ans. Darum legte Julius 
Cäiar seiner Reform des römischen Kalenders (46 v. Chr.) die ägyptische 
Jahreseinteilung zugrunde (s. u.). Da nach den jährlichen Überschwemmungen 
stets die Grenzen der Äcker neu festgestellt werden mußten, entwickelte sich 
bei den Ägyptern schon in der ältesten Zeit die Feldmeßkunst und 
Geometrie. 
* Übertragung: Die beiden ersten Zeichen sind ein Silbenzeichen und 
ein Buchstabe == e i, d. h, „kommen". Die folgende Zickzacklinie — n zeigt 
die Vergangenheit, der sitzende Mann = i die erste Person Singularis an. 
Also: kommen sein ich, d. H. ich bin gekommen. 
Die Pyramide (Silbenzeichen) = du bedeutet „geben", es folgt wieder 
der sitzende Mann: du - i, geben ich. d. H. ich gebe. 
Die nächsten vier Zeichen sind Buchstaben = tata „schlagen", das 
folgende etwas tiefer stehende Zeichen = k bezeichnet die zweite Person 
Singularis. Also: schlagen du, d. H. du schlägst. Über dem k ist das Zeichen 
eines Armes mit einer Waffe, das nach allen Worten, die scblaaen, töten 
u. dgl. bedeuten, zwar geschrieben, aber nicht gelesen wird (Determinativ- 
»eichen). 
Die drei Schwalben (Silbenreichen) bedeuten jede für sich: ur, d. H. 
Häuptling, ihre Wiederholung bezeichnet die Mehrzahl. Der Satz heißt also 
in unserer Ausdrucksweise: ich bin gekommen, ich gewähre dir zu schlagen 
die Häuptlinge .... 
Aus Muzik und Perschinka a. a. O.
	        
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