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§ 4. Die Babylonier und Assyrer (Ostsemiten).
Ihre Glanzzeit erlebte diese Residenzstadt erst im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr.
unter den mächtigen Königen Salmanassar IV. und Sargon II., San-
herib und Assarhaddon, ganz besonders aber unter Assurbanipal oder
Sardanäpal (668—626). Zn dieser Zeit sind auch die Babylonier und alle
anderen Göltet" vom iranischen Hochland bis nach Syrien und Ägypten unter
die despotische Herrschaft der Assyrer gebengt. Von der Macht und Herr¬
lichkeit der Könige -berichtet die Unmenge der Keilinschriften und Bildwerke,
die in jüngster Zeit aus den Ruinen von Ninive (zu Kujuudschik) und der
nordwärts gelegenen Sargonsburg (zu Khorsabäd) hervorgeholt worden sind.
Diese gewaltige Herrschaft der Assyrer brach aber jäh zusammen, als im
Jahre 606 die unterworfenen Reiche, voran Medien und Babylonien, sich
empörten und durch einen gemeinsamen Angriff ihre Bedrücker überwanden
Die stolze Hauptstadt wurde von Grund aus zerstört. In die assyrischen
Herrschaften teilten sich auf kurze Zeit die Könige von Lydien, Medien und
Babylonien.
c) $as neubabylonische Reich (606—539). Seit der Zertrümmerung
des assyrischen Reiches trat Babylon zum zweitenmal in die Stellung einer
asiatischen Vormacht ein. Der zweite König, Nebukadnezar, ein Chaldäer,
zählt zu den größten unter den alten Herrschern des Orients. Er brachte
in einer 44jährigen Regierung sein Reich nicht bloß durch Kriegstaten sondern
auch durch ruhmwürdige Friedenswerke zu hoher Macht und Blüte. Mit
Strenge unterdrückte er wiederholt Empörungen der Vasallenstaaten in
Lyrien, Phönizien und Judäa, die mit ägyptischer Hilfe das babylonische
vS°ch abwerfen wollten. Aus solchem Anlaß wurde 587 Jerusalem zerstört
und das Volk der Juden großenteils in die babylonische Gefangenschaft weg¬
geführt. Nach innen tat der König viel für die Wohlfahrt und Sicherheit
des Landes. Namentlich wurde die Hauptstadt Babylon zu neuer Pracht
und Stärke ausgebaut. Zu den vorzüglichsten Schöpfungen dieser Zeit ge¬
hörten: ein neuer Königspalast, eine große Euphratbrücke, ein Jstartempel
und der Wiederaufbau des aus alter Zeit stammenden Baaltempels, der in
acht Absätzen pyramidenförmig bis zu einer Höhe von 200 m emporstieg,
endlich die berühmten „hängenden Gärten". Von all diesen Herrlichkeiten
sind nur gestaltlose Trümmer übriggeblieben, ans denen gegenwärtig die
„Deutsche Orientgesellschaft" gar viele merkwürdige Dinge zutage fördert.
d) Eroberung des Reiches durch Cyrus 539. Die vier nächsten
Nachfolger des großen Nebukadnezar waren schwache Regenten oder schwel¬
gerische Despoten, unter denen das Reich rasch verfiel. Als letzter König
regierte Nabönid und mit ihm fein Sohn Belschamssur oder Belfäzar. Sie
verloren Thron und Reich an Cyrus, den Perserkönig. Dasselbe Schicksal
hatte schon vorher auch die Könige von Medien und Lydien getroffen (vgl.
S. 19, Abs. 3).
3. Weligionsivesen. Von den Sumeriern, jenem Urvolke, das vor
ihnen die Euphratländer besaß, haben die Babylonier den Gestirndienst