Full text: Die Neue Zeit bis zur Französischen Revolution (Bändchen 3)

18 § 4. I. Martin Luther und die Anfänge der Reformation. 
Sätze Luthers angegriffen. Das gab diesem Veranlassung, ebenfalls 
auf der Pleißenbnrg zu erscheinen und gegen Eck aufzutreten. Im 
Perlauf des Redekampfes erklärte Luther, daß auch ein Konzil irren 
sönne, und daß unter den von der Kirche verdammten Sätzen des 
Hus etliche gruudchristliche und gut evangelische gewesen seien. Da nach 
ber Lehre der katholischen Kirche die Beschlüsse der Konzilien für un¬ 
fehlbar gelten, hatte er durch diese Behauptung bereits innerlich mit 
ihr gebrochen. 
Während daraufhin Eck nach Rom reiste, um deu Bann zu er¬ 
wirken, veröffentlichte Luther zur Verteidigung seines Standpunktes drei 
bedeutsame Schriften: „An den christlichen Adel deutscher Nation von 
des christlichen Standes Besserung", „Von der babylonischen Gefangen¬ 
schaft der Kirche" und „Von der Freiheit eines Christenmenschen". In 
ihnen verwarf er nicht mehr bloß den Ablaß und die Heiligenverehrung 
sondern auch deu Unterschied zwischen Priestern und Laien, die Ober¬ 
gewalt des Papstes, die Ehelosigkeit der Geistlichen und die Sakramente 
bis auf Taufe und Abendmahl. 
5. Z)ie Merörennung der Wannöulle 1520. Eck hatte inzwischen 
in Rom seine Absicht erreicht. Es erschien 1520 eine päpstliche Bulle, 
die Luther mit dem Kirchenbann bedrohte, wofern er nicht 41 als 
ketzerisch bezeichnete Sätze, die man aus seinen Schriften zusammengestellt 
hatte, binnen 60 lagert widerriefe. Luther ließ die Frist verstreichen 
und verbrannte am 10. Dezember 1520 im Beisein vieler Studenten, 
Professoren und Bürger vor dem Elstertor zu Wittenberg die Bann¬ 
bulle und die päpstlichen Rechtsbücher. Damit hatte er sich in aller 
Form auch äußerlich von der Kirche losgesagt. 
6. Luthers Ireunde. Das entschiedene Auftreten hatte Luther 
Diele freunde geworben. Sein Amtsgenosse, der gelehrte Philipp 
Melanchthon, hatte schon bei der Leipziger Disputation ihm öffentlich 
zur Seite gestanden; andere Wittenberger Professoren, wie Karlstadt, 
Kultus Jonas und Johann Bngenhagen, der spätere Kirchenorganisator, 
schlossen sich ihm ebenfalls an. Laut jubelte ihm der feurige Humanist 
Ulrich von Hutten und die rheinische Reichsritterschaft zn. Franz von 
Sickingen bot ihm feine Ebernbnrg bei Kreuznach an der Nahe als 
Zufluchtsstätte an, und wie einen Helden verehrte ihn das Bürgertum 
der freien Reichsstädte, darunter Männer wie Albrecht Dürer nnd 
Hans Lachs von Nürnberg. Von besonderer Bedeutung für Luther 
aber war es, daß fein Kurfürst in jenen bedrohlichen Tagen treu zu 
ihm hielt.
	        
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