Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Bändchen 4)

§ 37. Kriegserklärung und Aufmarsch der Streitkrüfte. 97 
4. Die süddeutschen Staaten. Tie biet süddeutschen Staaten standen 
in ihrer gegenseitigen Unabhängigkeit seit 1866 allzu schwach neben dem 
starken Norddeutschen Bunde. Es fehlte daher nicht an Meinungen, die 
sich schon jetzt einem engeren Anschluß an Norddeutschland günstig zeigten, 
namentlich seitdem aus Anlaß der Luxemburger Frage das bereits geschlos¬ 
sene Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen veröffentlicht worden war. 
5. Österreich. Ter österreichische Staat erfuhr 1867 eine innere 
Wandlung durch den Ausgleich mit'der ungarischen Nation. Das Kaiser¬ 
tum Ö st e r r e i ch und das Königreich Ungarn wurden als zwei gleich¬ 
berechtigte Reichshälsten mit eigener Verwaltung und Gesetzgebung er¬ 
klärt. Gemeinsam ist beiden nur die Person des Monarchen und damit 
die Führung der auswärtigen Angelegenheiten, ferner das Zollwesen und 
die Heereseinrichtung. 
In der äußeren Politik lieh Österreich einige Zeit den Wünschen Napoleons 
Gehör. Als es aber 1870 zum Kriege zwischen Frankreich und Deutschland 
kam, entschied sich die Regierung in wohlwollender Weise zu einer neutralen 
Stellungnahme. Das gleiche taten England und Rußland. 
II. Der Französische Krieg 1870/71. 
Vgl. Karte XIII. 
§ 37. 
Kriegserklärung und Aufmarsch der Streilkräste. 
1. Frankreichs Eifersucht. Die unverhoffte Erstarkung des preußi¬ 
schen Staates, die Mehrung seiner Heeresmacht durch die Bündnisse 
zwischen Nord- und Süddeutschland und die ganz ungewohnte Ent¬ 
schiedenheit, mit der die jüngsten Begehrlichkeiten nach deutschem Ge ¬ 
biete zurückgewiesen worden waren, beleidigten auf das empfindlichste 
den Stolz der „großen Nation". Eine ungestüme Regierungspartei schürte 
diese Eifersucht zur Kriegsleidenschaft. Nur widerwillig soll der Kaiser den 
Drängern endlich nachgegeben und eine fernerliegende Sache, die da 
mals geplante Berufung des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern- 
Sigmaringen auf den spanischen Königsthron, zum Anlaß eines absicht¬ 
lichen Bruches mit Preußen genommen haben. 
In Spanien war 1868 die Königin Jfabella durch eine Milüärrevo- 
o-nVbermie6en to0rben‘ dlls nun das regierende Ministerium Ansang Juli 
18/01 bte Berufung des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern betrieb, erhob 
tue französische Regierung dagegen ihren eifernden Einspruch, als ob eine 
$orfler, Lehrgang der Äaterlüiid, Geschichte. 2. K. 2. Hülste. 7
	        
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