Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Bändchen 4)

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§ 14- Napoleons Zug gegen Rußland 1814. 
Million Streiter rief er aus bem weiten Umkreise feiner Herrschaft zur 
„Großen Armee", burch bie Rußlanb vernichtet werben sollte. Enbe Mai 
sammelten sich bie Truppen in ben sächsischen Gegenben, unb mit Ge¬ 
nugtuung sah Napoleon in Dresben fast alle deutsche Fürsten zu feiner 
Begrüßung versammelt. Über Warschau unb Wilna bewegten sich bie 
Heerfäulen langsam vorwärts in ber Richtung auf Moskau. 
Österreich hatte vertragsmäßig 30 000 Mann unter Schwarzenberg, Preußen 
20 000 Mann unter Yorck uub Bayern 30 000 Mann unter Wrebe gestellt. 
Die Preußen unb bie Österreicher marschierten ber Hauptarmee ber Franzosen 
zur Seite, jene als Deckung gegen Norben, biefe als Deckung gegen Süden; 
die Bayern standen bei ber Hauptarmee. Die übrigen Führer waren neben 
Napoleon die Marschälle unb Generale Mctcbonald, Davoust, Oudinot, Ney, 
König Murat, Vizekönig Eugen und ber Pole Joseph Poniatowski. 
3. Der Zug nach Moskau. Am 24. Juni hatte bie Hauptmasse ber 
Armee beit Nfemen überschritten unb bamit ben feinblichen Boben betreten. 
Die Russen wichen planmäßig vor ber Übermacht Napoleons zurück unb 
ließen seinen Heeresmaffen nur verwüstetes Lanb übrig. Erst bei Smo¬ 
lensk, bann bei Borobinö kam es zu verlustreichen Kämpfen, in benen 
Napoleon aber Sieger blieb. Enblich am 14. September würbe Moskau 
erreicht. Die weite Stabt war totenstill; bie Bewohner hatten sich mit 
beut größten Teil ihrer Habe geflüchtet. Napoleon nahm Quartier im 
Kreml, bem alten Zarenpalast. 
4. Der Brand von Moskau. Aber noch in ber ersten Nacht — so 
hatte es ber Gouverneur Roftoptfchin vor seinem Weggange angeorbnet 
— loberten an verschiebenen Stellen ber Stabt Feuergarben auf, unb 
über bas weite Häufermeer wogte alsbalb ein schauerlicher Branb, un¬ 
aufhaltsam unb unübersehbar. Als enblich am sechsten Tage bas Feuer 
sich legte, war kaum ein Zehntel ber Stabt übriggeblieben. Auf ben Trüm- 
mem Moskaus erwartete Napoleon vergeblich ben Befcheib auf bie Fried ens- 
anträge, bie er an Alexanber I. nach Petersburg gefanbt hatte. Denn 
ber Zar, ber von geächteten Deutschen wie Arnbt unb Stein trefflich be¬ 
raten war, zögerte absichtlich mit ber entscheibenben Antwort, um ben 
Gegner möglichst lange hinzuhalten. 
5. Der Rückzug aus Rußland. In trotzigem Stolze blieb Napoleon 
noch vier Wochen in bem beröbeten Moskau. Enblich gegen Mitte Oktober, 
als ber Winter hereinzubrechen brohte unb bereits bte Lebensrnittel aus¬ 
gingen, mußte ber geschlagene Sieger bie Anstalten zum Rückmarsch treffen. 
Seine Armee bestaub noch aus 107 000 Mann waffenfähigen Volkes. Bis 
Smolensk ging ber Zug, von ben Russen wieberholt in ben Flanken an¬ 
gegriffen, noch in ziemlicher Orbnung. Von ba an aber stellten sich in
	        
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