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§ 19. Neue Strömungen auf dem Gebiete der Künste.
Im Jahre 1840, nachdem inzwischen auch die Bourbonen ihren Thron aber¬
mals verloren hatten, wurden Napoleons Überreste, wie er es in seinem Testa¬
mente gewünscht hatte, nach Paris gebracht und „an den Ufern der Seine"
im Jnvalidendome ehrenvoll beigesetzt. Auf der Vendömesäule steht, wieder¬
holt niedergeworfen und neuaufgerichtet, sein ehernes Standbild, ein Denk¬
mal seines kriegerischen Ruhmes und zugleich aller Wandlungen seines An¬
denkens.
Geistesleben im Revolutionszeitalter.
§ 19.
tlcuc Strömungen auf dem Gebiete der Limite.
1. Sitte und Tracht. Die Französische Revolution hatte auch auf die
gesellschaftlichen Lebensformen eine umgestaltende Wirkung geübt. Mit
der Beseitigung des alten Adels war die buntfarbige Gewandung der
Herren, ebenso Perücke und Zopf, Kniehose und Dreispitz dahingegangen;
dafür kamen Frack und Halsbinde, die lange Hose und der amerikanische
Rundhut in Mode. Die Frauen nahmen ein leichtes, hochgebundenes
Kostüm an, das man für antik und republikanisch ausgab.
2. Empirestil. Im Gebiete der bildenden Künste wurde der Ro¬
kokostil durch den sogenannten Empirestil (d. h. Stil des napoleonischen
Kaisertums) verdrängt, der auf eine Wiederaufnahme der altrömischen
Kunst abzielte. In unfreier und schwerfälliger Weise ahmte man die klas¬
sischen Formen des republikanischen und kaiserlichen Rom nach, eine auf
Äußerlichkeiten beschränkte Anlehnung, wie sie in Frankreich auch für Ein¬
richtungen des staatlichen Lebens zur Geltung gekommen war. Eine wirk¬
liche Neublüte der Antike entwickelte sich erst in der nachnapoleonischen
Zeit, seitdem man über die Römer hinweg wieder zu den Urformen der
griechischen Kunst zurückkehrte.
Bedeutende Künstlerpersönlichkeiten des „Empire" sind der italienische
Bildhauer E a n o v a und der französische Maler David , ein früheres Mit¬
glied der Revolutionsgesellschaft. Als bemerkenswerte Bauwerke
dieser Zeit können gelten: das Pantheon und die Madeleinekirche in Paris,
ferner das Brand enburger Tor in Berlin mit dem ehernen Vier¬
gespann der Viktoria von Schadow.
3. Anfänge der romantischen Kunstrichtung. Eine tiefere Wirkung
als durch sein Beispiel rief der napoleonische Geist durch die starke Ai)-
netgung hervor, die sich ihm gegenüber namentlich in Deutschland gel¬
tend machte. Die wiedererwachte Liebe zur Heimat und ein schwärmerisches