227
Geschichte Wär Lembergs.
war er nur von kurzer Dauer. Sie fielen wenige Jahre dar¬
auf 1696 wieder in Deutschland und zunächst in Würtemberg
ein, und drückten das Land durch Brandschazungen aufs
äußerste. Freudenstadt, Herrenberg, Tübingen» Asperg,
Stuttgart kamen in ihre Hände; nur Schorndorf wurde, durch
den Muth und die Tapferkeit seiner Weiber gerettet. Kaiser¬
liche Hülfsvölker nöthigten zwar die Franzosen zum Abzug;
aber die schlechten Anstalten, die zur Fortsetzung des Kriegs
gemacht wurden, hatten zur Folge, daß die Franzosen Wür-
temberg abermal bedrohten. Es war ohneNunen, daß Karl
Fried er ich selbst zu Felde zog, er wurde bei dem Dorf
Oetisheim geschlagen und gefangen. Nach einer kurzen Vor¬
mundschaft seiner Mutter wurde nun Eberhard Ludwig
1692 vom Kaiser für volljährig erklärt. Noch einige Jahre
dauerte unter ihm der Krieg und Einfalle der Feinde, bis
1697 der Friede zu Ryßwik geschloffen wurde. Aber in kurzer
Zeit brach der spanische Erbfolge-Krieg aus. Ob--
gleich der Herzog thätigen Antheil daran nahm, immer selbst
zu Felde zog, und mehr Truppen stellte, als er verbunden
war; obgleich sein Land von Einfallen der Franzosen zu denen
sich Barern schlug, und von Durchmärschen der holländischen
und englischen Truppen, die mit dem deutschen Reich sich ver¬
bündet hatten, viel leiden mußte, so erhielt er doch nach dem
Frieden zu Rastadt und Baden i7i4 keinen Ersaz, sondern
mußte die Herrschaft Wiesensteig, die er wahrend des Kriegs
besczt hatte, an Baiern zurückgeben, und harre noch übervieß
15 Millionen Gulden vergeblich geopfert. So drückend dieß
für das Land seyn mochte, so war die Bekanntschaft Eber¬
hard Ludwigs mit einer gewissen Gräfin von Gra¬
ve ni; noch viel drückender. Vier und zwanzig Jahre lang
herrschte dieses ränkevolle, habsüchtige und wollüstige Weib
mit ihren Günstlingen nach Willkühr, entzweite den Herzog
mit seiner Gemahlin, stürzte nicht nur einzelne Männer und
Familien, sondern auch das ganze Land ins Unglück, und
brachte in die Finanzen desselben die größte Unordnung und
Zerrüttung. Zu spät sah der Herzog das Unglück ein, zu
spat jagte er die Unheilbringerin aus dem Lande i73l, zu
spat kam die Versöhnung mit seiner Gemahlin zu Stande, er
starb schon 2 Jahre daraus 1733, nach einer 41 jährigen Re¬
gierung, ohne Kinder. Schon 1685 war von seinem Vormün¬
der Friederich Karl das Gymnasium zu Etuttgart gestiftet
und Freudenthal nebst der Halste von Köngen erworben wor¬
den. Unter ihm selbst kamen Teufringen und Pfäffingen, und
durch Aussterben der Nebenlinien des Herzoglichen Hauses zu.
Weiltingen und Brenz, und in Mömpelgard, diese Orte wie¬
der an Würtemberg. Luch hatte er, wie sein Vormünder^,
vertriebene Protestanten, Salzburger und Waldenser
15