fullscreen: Alte Geschichte (Teil 2)

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einem runden oder viereckigen Stück Tuch. In der Regel ging man barfuß; nur 
im Kriege banden sich die Männer Sohlen unter die Füße. Alle Tage einmal 
hatten die Männer ein gemeinschaftliches Mahl auf dem Markte. Das Hauptgericht 
dabei war die „schwarze Suppe", die aus Blut und Schweinefleisch bestand und 
nur mit Essig und Salz gewürzt war. Davon mußte 
jeder eine bestimmte Portion essen. Einst kostete ein aus¬ 
wärtiger König das Mahl. Mau fragte ihn, wie es 
geschmeckt habe. „Nicht gut,“ antwortete er. „Das glaube 
ich wohl," sagte der Koch, „denn es hat an Gewürz 
gefehlt: an Arbeit, Hunger und Durst. Das ist die 
Würze des Mahles für die Spartaner." 
6. Erziehung der Jugend. Die Kinder sah Lykurg 
als Eigentum des Staates au. Darum hatte nach ihm 
der Staat das Recht, sie zu erziehen. Vor allem kam 
es ihm darauf an, sie kräftig und gewandt zu machen 
und zum Gehorsam zu gewöhnen. Schwächliche oder 
mißgestalte Kinder wurden gleich nach der Geburt in 
eine Felsschlucht geworfen, wo sie verhungern mußten. 
Die Knaben blieben bis zum siebenten Jahre bei 
der Mutter, dann kamen sie in öffentliche Erziehungs¬ 
anstalten, wo man sie streng beaufsichtigte. Hier wurden Übungen im Laufen, 
Springen, Ringen, Speer- und Diskuswerfen vorgenommen und Waffentänze aufge¬ 
führt. Zur bessern Überwachung wurden die Knaben in Abteilungen (Riegen) geteilt, 
bereu Übungen ältere Knaben leiteten. Ihre Kleidung war einfach. Sie gingen barfuß 
und trugen ein leichtes Oberkleid, das sie bei den gymnastischen Übungen ablegten. 
Die Nacht verbrachten sie auf hartem Lager. Sie 
schliefen auf Heu ober Stroh oder auf Schilf, das sie 
sich selbst aus dem Flusse Eurotas geholt hatten. 
Täglich mußten sie im Eurotas baden. Ihre Kost war 
so kärglich, daß sie kaum satt wurden. Das Stehlen 
war ihnen als Übung in der Kriegslist erlaubt. Wer 
sich aber dabei ertappen ließ, wurde mit Geißeln blutig 
gepeitscht. Dies geschah auch jährlich einmal mit allen 
Knaben im Tempel der Artemis. Dabei dursten sic 
keinen Laut hören lassen, ja, nicht einmal die Miene 
verziehen. Manche sanken ohne Klagelaut tot nieder. 
Lesen und Schreiben lernte der spartanische Knabe 
nicht, wohl aber Gesang und Flötenspiel. Den Alten 
mußte jeder junge Spartaner die größte Achtung er¬ 
weisen. Trat ein Greis ein, so mußte der Jüngling 
ausstehen; wurde er gefragt, so mußte er eine kurze 
und bündige Antwort geben. (Eine solche Antwort 
nannte man eine „lakonische", von Lakonien, ber 
Lanbschast, worin Sparta lag.) Außerbem hatte jeber 
Erwachsene bas Recht, einen ungezogenen Buben auf 
ber Straße zu züchtigen. Um bie jungen Spartaner mit Abfcheu gegen bie Trunken¬ 
heit zu erfüllen, führte man ihnen, wie erzählt wirb, betrunkene Sklaven vor. 
Auch bie spartanischen Mäbchen unb Jungfrauen würben angehalten, 
gymnastische Übungen zu betreiben. Ihr Körper sollte bnburch gestählt, ihr Sinn 
Standbild eines spartanischen 
Mädchens als Siegerin 
im Wettlaufe.
	        
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