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Römer geteilt sah, versuchte einen Sturm auf ihr kleineres Lager; allein bie
Römer schlugen ihn ab. Unter bem Einbruck biefer Erfolge warb nun
bas gesamte römische Heer zum Angriff vorgeführt; unb auch bie Deutschen
stellten sich in Schlachtordnung auf, jebet Stamm für sich in seinem Keil,
bahinter bie Frauen auf der Wagenburg. Der rechte Flügel der Römer-
unter Cäsars eigener Führung stürzte sich rasch ans ben Feinb unb trieb
ihn vor sich her; aber basselbe gelang bem rechten Flügel ber Deutschen.
Noch stanb bie Wage gleich; ba griff bie britte Linie ber Römer ein,
stellte auf bem linken Flügel bie Schlachtordnung wieber her, unb bamit
war ber Sieg entschteben. Bis an ben Rhein, 10 beutsche Meilen vom
Schlachtselb, warb bie Verfolgung fortgesetzt; nur wenigen, barunter bem
König Ariovist, gelang es, auf bas anbere Ufer zu entkommen.
Die Sueben aber, bie am Mittelrhein bas treverifche Gebiet be-
brohten, zogen auf bie Nachricht von Ariovists Nieberlage wieber zurück
in bas innere Deutschland
a) Vergleiche. Cäsar — Ariovist; ein Römer — ein Deutscher;
römischer Statthalter — deutscher Heerkönig; Cäsar will die römische Herr¬
schaft über ganz Gallien gewinnen und als Sieger in Gallien seine Feinde
in Italien niederwerfen — Ariovist will das Gewonnene behaupten; also
Macht gegen Macht.
Nitzsch I, 24: „Ariovist ist der erste politische Charakter iu der deut¬
schen Geschichte, von den etwas ungeschlachten Heerkönigen der Cimbern und
Teutonen durch militärische und staatsmännische Einsicht geschieden, ein Feld¬
herr, der sich der Vortrefslichkeit feines Heeres voll bewußt war, ein Staats¬
mann, der die Verhältnisse in Rom und Gallien klar durchschaute und seine
Erfolge festzuhalten entschlossen war." — Gegenüberstellung der Schlacht¬
ordnung Cäsars und des germanischen Keils.
1)) Beobachtungen. Unfähigkeit der Deutschen, ein römisches Lager
zu erstürmen: an der Rhone gegen Marius 102, bei Mühlhausen gegen
Cäsar 58. — Begriff: Taktik (gr. taktike = kirnst des Anordnens, Heer-
führuugskunst): bei den Deutschen der Keil, die ganze Masse gegen den Feind,
bei den Römern immer eine Reserve (Aquä Sextiä, Mülhausen).
c) Würdigung. ,,Die Folgen dieses neuen Feldzugs waren unerme߬
lich ; noch Jahrtausende nachher wurde» sie empfunden. Der Rhein war die
Grenze des römischen Reiches gegen die Deutschen geworden. In Gallien
hatten die Römer bisher im Süden geherrscht, seit kurzem die Deutschen
versucht, im Norden sich festzusetzen. Die letzten Ereignisse hatten es ent¬
schieden, daß Gallien nicht nur zum Teil, sondern ganz der römischen Ober¬
hoheit zu unterliegen, und daß die Naturgrenze, die der mächtige Fluß dar¬
bietet, auch die staatliche Grenze zu werden bestimmt war." (Mommsen,
HI, 242.)
4. Cäsars Kämpfe gegen die Usipeter und Tenkterer. Die Grunb-
mauem bes künftigen Gebänbes stauben, um aber basselbe auszubauen unb
bei ben Galliern bie Anerkennung ber römischen Herrschaft, bei ben Deutschen
bie ber Rheingrenze burchzusühren, fehlte boch noch gar viel. Ganz Mittel-