Full text: Die deutsche Urzeit (Teil 1)

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2. Der Urzustand des deutschen Bodens, dargelegt an Weimar 
und Umgebung. Tacitus berichtet (Germania 5), daß das Land im 
allgemeinen mit finsterm Urwald oder wüsten Sümpfen 
bedeckt sei. Eine Durchsuchung der Orts- und Flurnamen 
bestätigt uns dies. Um Weimar herum liegen die Orte Lützendorf, 
Gaberndorf, Daasdorf a. 23., Tröbsdorf, Ulla, Troistedt, Ober- und Nieder¬ 
grunstedt, Gelmeroda, Vollersroda, Posfendorf, Legefeld, Holzdorf und 
Schoppeudorf. Es ist das Gebiet vom südlichen Waldrand des Etters¬ 
berges bis zum nördlichen Rand der Wälder am linken Ufer der Ilm, 
etwa 6760 ha groß. Von ehemaligen großen Waldbeständen künden die 
Namen Harth, Hecke, Rod, Rödel, Loh und Holz; von Morast 
und Sumpf erzählen die Namen Rieth, See, Mar, Brühl, Teich 
Weiher und die in nassem Boden wachsenden Erlen und Weiden. 
Nur wenige bedürfen der Erklärung. Die Harth (hard, Hardt, hart) 
als Bezeichnung für waldige Höhe finden wir Heute noch im nahen 
Berka a. d. I., wo der ans der Höhe des linken Jlmufers stehende prächtige 
Nadelwald diesen Namen trägt. Loh heißt ein Hölzchen bei Bnttstädt, 
4 Wegstunden nördlich von Weimar. Und Mar (ahd. mari, mhd. me er) 
kennen wir von den Maren der Eifel. Und nun zu den Flurkarten! 
Sie sagen uns zunächst, daß Weimar ehemals von zwei großen 
Waldgebieten umgeben war, die heute fast ausschließlich Ackerland 
find: der ganze Südabhang des Ettersberges bis zu Asbach und Ilm und 
der Höhenrücken südlich der Stadt. Vom linken Jlmnser abwärts der 
Mündung des Asbaches erstreckte sich der Wald ehemals nördlich bis zum 
heutigen Waldsaume des Ettersberges; denn die Harthstraße, das Hölz¬ 
chen an der Harth nahe der Vereinsmühle und die Felder am Ganse- 
holze an der Buttelstädter Landstraße künden davon. Die Felder zwischen 
Lützendorf und der Ettersbnrger Landstraße heißen: unter der kleinen 
Hecke, über der kleinen Hecke, bei der großen Hecke, untern 
Hecken — und die nördlich von Gaberndorf: im kleinen Rödel, das 
Rödel, über dem Rödel, auf dem Rödelberge —, Zengniffe 
genug dafür, daß der Wald ehemals faft den ganzen Südabhang des 
Ettersberges bedeckte, daß die Sehnsucht so vieler heutigen Weimarer, den 
Wald der Stadt näher zu haben, schon einmal erfüllt war. Und daß man 
ehedem von Weimar ans auch nach Süden hin nicht sehr weit gehen mußte, 
um im schattigen Dunkel hoher Fichten zu wandeln, zeigen neben den heute 
noch bestehenden kleinen Fichtenhainen schon die Ortsnamen Isseroda, 
Gelmeroda, Vollersroda und Holzdorf. Und die Beweise werden 
durch die Flurnamen vermehrt. Westlich von Obergrunstedt heißen die 
Äcker: auf dem kleinen Rode, auf demRode, auf dem großen 
Rode; westlich von Holzdorf: aus dem Rode; nördlich von Gelmeroda, 
nach Weimar zu: am Loh und am Lohgraben.
	        
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