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hören z. SB. von König C-Hilberich Zu tournai, von Ragnachar unb feinen
trübern in Cambrai, von Chararich, vermutlich in Flanbern, von Sigibert
in Köln. Dies Königtum, wahrscheinlich an ber Grenzscheibe bes vierten
unb fünften ^zahrhunberts in ber Not bes Kriegs aus vorüöergehenber
Herzogsgewalt entstauben, hatte nur ausführenbe Gewalt; ber König war
oberster Heerführer unb Richter, bie gesetzgebend Gewalt übte allein bie
Volksgemeinbe (I § 15, 3). Der Stamm ber Franken warb auf 400 Jahre
Zur Herrschaft über Europa berufen; ber Grunber ber Herrschaft war
Chlobovech.
2. Chlodovech erobert 486 das Reich des Syagrius. 481 warb
Gaukönig von Tournai Chlobovech, ber Sohn Chilberichs, aus bem
Geschlecht ber Merovinger, bas ber Sage nach feinen Ursprung von einem
Ahnen Merovech ableitete, ber ber Sohn einer fränkischen Königin unb
emes Meerungeheuers war. So rühmte sich bas Geschlecht übermensch¬
lichen Ursprungs.
1653 ward in Tournai das Grab Childerichs aufgefunden; Abbildungen
der Fundstücke bei Dahn III, S. 42—43.
Methodisches. In Thüringen wird mau aus heimatgeschichtlichen Grün¬
den die flucht Childerichs zu dem Thüringerkönig Basinus erzählen, daß
Childerich dessen Gemahlin Basina entführte, und daß der Sohn beider Chlodovech
sei; vgl. Dahn, Deutsche Geschichte I, 2; Arnold H, 84.
In dem knabenhaft jungen König wohnte eine unbezähmbare Herrsch-
begier. Er war einer ber Gaukönige neben anberen, sein Erbe war ihm
zu klein. Er schaute banach aus, Eroberungen zu machen.
Sein Blick aus die andern fränkischen Gaue, die germanischen Staaten in
Gallien, auf das Reich des Shagrius.
Neben ihm war ein schwacher Nachbar, Syagrius. Aber Mich bavon
herrschte im Westgotenreiche ber starke Eurich; ob ber einen Angriff auf
Römisch-Gallieu bulbeu würbe? Also abwarten! 485 starb Eurich; da
warb Chlobovech seinen Vetter Ragnachar von Cambrai zum Buubes-
genoffen, überfiel 486 Syagrius, warf ihn nieber bei Soisfons, forberte
ihn, ben Krieg anbrohenb, von feinem Schützer, bem Westgotenkönig
Alarich II., heraus unb ließ ben in Ketten überlieferten Gefangenen töten.
Chlobovech nahm bas Reich bes Syagrius in Besitz unb erweiterte so fein
Gebiet bis zur Loire. Er ließ ben Römern Freiheit unb Eigentum,
römisches Recht unb römischen Glauben; er forberte nur Anerkennung feiner
Herrschaft als Nachfolger bes Kaisers. Was an öffentlichem unb herren¬
losem Gut sich fanb — unb bessen war viel — nahm ber König für sich. Das
Laub hatte nur ben Herrn gewechselt. Chlobovech verlegte seine Resibenz
von Tournai nach Soiffons.