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dem Einzug in Pavia hatte Otto um Adelheids Hand geworben, und
vor der Hochzeit, ohne Wahl und ohne Krönung, nannte
er sich König von Italien. Weshalb? Er wollte zum klaren
Ausdruck bringen, daß er kraft der Eroberung König von
Italien sei, er wollte seiner neuen Gattin nicht die Begründung,
sondern nur die Befestigung seiner neuen Stellung verdanken. Von
Herzog Heinrich geleitet, kam Adelheid nach Pavia. Im Oktober
ward die Hochzeit gefeiert. „Wie es eines mächtigen Königs würdig
war, stattete Otto seine junge Gemahlin aus: zu dem großen Wittum,
was Lothar ihr in Italien hinterlassen hatte, fügte er reiche Güter
im Elsaß, Franken, Thüringen, Sachsen und Slavonien; Adelheid
konnte mit Recht für die reichste Frau der Welt gelten."
Vergleiche: 1. Die Eroberung der Lombardei durch Karl den Großen
(II § 31, 2), 774—951.
Karl: König der Franken nttd Lombarden.
Otto: König der Deutschen und Longobarden oder
Italiener.
In beiden Fällen Personalunion.
2. Das Wittum Mathildens (s. S. 33) und Adelheids.
Gesetzeskunde: Bürgerliches Gesetzbuch § 1931: „Der über¬
lebende Ehegatte des Erblassers ist neben Verwandten der ersten
Ordnung zu einem Vierteile, neben Verwandten zweiter Ord¬
nung oder neben Großeltern zur Hälfte der Erbschaft als ge¬
setzlicher Erbe berufen. — Sind weder Verwandte der ersten
oder der zweiten Ordnung noch Großeltern vorhanden, so erhält
der überlebende Ehegatte die ganze Erbschaft." (Vgl. II § 13, 3.)
Der König der Deutschen und Italiener (s. Urkunde vom 9. Ok¬
tober 951: anno regni in Francia 16, in Italia 1) wollte den Kaiser¬
titel. Er sandte zwei Bischöfe nach Rom, mit dem Papst darüber
zu verhandeln; doch es kam zu keinem Ergebnis. Otto übertrug die
Beendigung des Kampfes gegen Berengar seinem Schwiegersohn und
kehrte 952 nach Deutschland zurück. Eigenmächtig schloß Konrad
mit Berengar einen Vertrag, wodurch diesem die italienische Krone
als deutsches Lehen überlassen ward. Beide erschienen vor dem über¬
raschten König in Magdeburg mit dem Ersuchen, er möge den Ver¬
trag bestätigen. Otto zögerte zunächst, genehmigte aber den Ver¬
trag im Sommer 952 auf einer Reichsversammlung in Augsburg,
doch mit der Beschränkung, daß die Marken Verona, Friaul, Aqui-
leja und Istrien an Deutschland abgetreten wurden; er übertrug sie
seinem Bruder Herzog Heinrich von Bayern. Und bei Bayern sind
diese Marken bis in die Stauferzeit geblieben.
Der Grund für diese Abtretung war wohl ein militärischer:
der Brenner bildete das Eingangstor nach Italien, die Etschlinie war
die Operationsbasis für einen jeden künftigen Kampf um Italien. Ver-