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kam, und in dieser Prüfung mußte sie, die Territorialhoheit, beweisen,
daß sie die Aufgaben, die sie auf sich genommen, zu erfüllen imstande war.
Internationalpolitisch war die Lage so: Habsburg strebte in Fort¬
setzung der Absichten Karls V. nach der Vorherrschaft in Europa, wenn nicht
nach einer Universalmonarchie, die weltlich und kirchlich eine Einheit
darstellen sollte. Es richtete sein Augenmerk auf Frankreich, Italien,
England, Schottland, selbst auf die Ostseegebiete, und der Gegensatz
gegen diese habsburg-spanischen Vorherrschaftsgelüste beherrscht die Politik
der europäischen Staaten.
Der Papst als fttrchenfürst mutzte auf Seiten Spaniens als des
Vorkämpfers des Katholizismus stehen, aber als Landesfürst trieb ihn
die Furcht vor einer spanischen Umklammerung seines Kirchenstaates
immer wieder in das Lager der Gegenseite.
Es ist ein Zeitalter voll mannigfacher Kämpfe, das jetzt anbricht,
und das die drei letzten Akte des Dramas bringen soll, und niemand
hätte voraussagen können, wie der Ausgang der Kämpfe sein würde.
l. Der llltramontanismus.
1. Das Erstarken des Katholizismus.
a) Das Konzil zu Trient.
Literatur: v. Hefele, Konziliengeschichte, herausgeg. von Hergenröther.
Maurenbrecher, Das Tridentiner Konzil. (Histor. Taschenbuch 6. Folge,
Bd. 5 ii. 6.). v. Druffel, Kaiser Karl V. und die römische Kurie 1544—46.
(Abhandlungen der bayerischen Akademie der Wissenschaften). Körte, Die Konzils-
Politik Karls V. in den Jahren 1538—43 (Schriften des Vereins für Reformations¬
geschichte 85.).
Im Jahre lMiytrat das von den Protestanten geforderte „allgemeine"
Konzil zusammen, doch nicht, wie sie gewünscht, in Deutschland, sondern
in Trient^ darum verweigerten die Protestanten sowohl die Beschickung
als auch die Anerkennung des Konzils. So war dieses fast ausschließlich
von Italienern und Spaniern besucht. Die doppelte Aufgabe, die dem
Konzil gestellt wurde, war einmal die lange geforderte ^Reform an
Haupt und Gliedern" und ferner die Reform der Kirchenlehre, des Dogmas.
Bezüglich der ersten Aufgabe kam es nach kurzen Verhandlungen, in
denen die Bischöfe versucht hatten, die päpstliche Gewalt zu ihren Gunsten
einzuschränken, zu einer endgültigen Entscheidung: die unumschränkte
kirchliche Herrschaft des Papstes, der die alleinige Quelle aller geistlichen
Macht sei, wurde allseitig anerkannt. So wurde eine Einigung mit den
Protestanten, die der Kaiser von dem Konzil erwartet hatte, von vorn¬
herein unmöglich gemacht. Noch mehr geschah das durch die Ver¬
handlungen über das Dogma: es wurde nicht nur keine Einigung erzielt,
sondern dem Protestantismus jede Daseinsberechtigung abgesprochen,
also eine angreifende Richtung gegen die Evangelischen festgelegt.
Die lateinische Bibelübersetzung, die Vulgata, wurde als die allein
verbindliche im Gegensatz zu der lutherischen bezeichnet, der Tradition
volle Autorität zuerkannt, bei der Rechtfertigungslehre die Wirksamkeit