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tonten die Herrschaft führte, entfaltete hier ein so drückendes Regiment,
datz sich die Aquitanier gegen ihn empörten; nun erklärte Karl den Frieden
von Bretigny für ungültig, da seine Bedingungen nicht gehalten seien
und lud den schwarzen Prinzen vor sein Lehensgericht. Dieser erklärte»
er werde mit 60 000 Mann kommen. So begann der Krieg von neuem.
Karl hatte in kluger Politik seinen Bruder Ludwig mit der Erbtochter
von Flandern vermählt — was den Grund zur Größe Burgunds
legte — und so die Bundesgenossenschaft Flanderns gewonnen. Dann
berief er die Reichs st ände nach Paris und erhielt von diesen große
Bewilligungen für den Krieg gegen England. Auch mit Kastilien hatte
er sich verbündet, das ihm eine Flotte zur Hilfe sandte. Zudem war der
schwarze Prinz unheilbar erkrankt und siechte dahin. So nahm der Krieg
eine für die Engländer ungünstige Wendung. Ihre Flotte wurde bei La
Rochelle 1372 besiegt, und auch zu Lande verloren sie immer mehr Boden.
Ms dann 1376 der schwarze Prinz starb und 1377 Eduard III. ihm nach¬
folgte, verloren die Engländer alles bis auf Calais und Bordeaux; ebenso
blieb die Bretagne in englischen Händen. Ein Friedensschluß erfolgte nicht.
Beobachtungen.
1. Der Krieg ist ein Nationalkrieg und dient dazu,
b) ÄSSt ) b.'de. Ra..°n.« 5U [tärfen.
2. Mehrfach wird das Deutsche Reich — einzelne Teile desselben oder
einzelne Fürsten — in diesen Kampf zweier Ausländer hineingezogen.
3. Die Stellung des Kaisers den kämpfenden Nationen gegenüber vgl. mit
der Stellung etwa der Ottonen gegenüber dem Ausland.
4. Auch dem Papst steht keine irgendwie entscheidende Stellung in diesem
Kampf zu.
5. Wirtschaftliche Verhältnisse bedingen die politischen Verbindungen
(Flandern, die nordwestdeutschen Staaten verbinden sich mit England).
6. In beiden Reichen stehen die Stände in diesem Nationalkriege meistens
treu zu ihren Herrschern, während in Deutschland gerade jetzt die
Fürsten in immer schärferen Gegensatz zum Kaisertum treten.
7. Auch in Frankreich zeigen sich Unruhen unter den vom Adel gedrückten
Bauern, wie sie bald auch in Deutschland auftreten.
8. Für Deutschland war es gefährlich, daß sich jetzt in seinen Nachbar¬
staaten ein Königtum herausbildete, das alle Kräfte der Nation zu¬
sammenfaßte, während in Deutschland die königliche (kaiserliche) Macht
zerfiel und Deutschland sich in eine Anzahl selbständiger Einzelstaaten
aufzulösen drohte.
§ 62. Die nordischen Reiche.
1. Dänemark.
Seit Knud der Große England erobert hatte, war das Christen¬
tum auch in Dänemark heimisch geworden und bald für Dänemark ein
eigenes Erzbistum, Lund, gegründet. In dem dänischen Volke, das bisher
aus Bauern bestanden hatte, trat jetzt eine Scheidung in Stände ein: der
grotzgrundbesitzende Adel und die ebenso großgrundbesitzende Geistlichkeit
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