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Ein Bayer namens Schiltberger, der die Schlacht mitgemacht hatte,
auch gefangen, aber wegen seiner Jugend geschont wurde, hat uns einen
anschaulichen Bericht über die Schlacht hinterlassen (Neumann, Reisen des
Joh. Schiltberger aus München in Europa, Asien und Afrika. 1394—1427
München 1859).
Der Eindruck der Niederlage auf die Christenheit war ein ungeheurer,
und Konstantinopel schien verloren. Bajezid forderte von Kaiser Manuel
drohend die Uebergabe der Hauptstadt. Dieser verweigerte sie aber,
übergab seinem Neffen die Regierung und ging selbst nach dem Westen,
um Hilfe zu erflehen — allerdings vergeblich. Bajezid schritt nun zur
Belagerung Konstantinopels. Da nahte der Hauptstadt die Rettung, und
noch einmal ward ihr eine Frist gegönnt. Diese Rettung wurde durch die
Mongolen bewirkt, die unter ihrem Großkhan Ximur die Grenzen des
osmanischen Reiches überschwemmten. Alle Reiche von China bis Klein¬
asien hatte er über den Haufen geworfen und rückte nun gegen das osma-
nifche Reich vor. Ihm mußte Bajezid jetzt entgegentreten und daher von
der Belagerung Konstantinopels absehen. Bei Angora in Kleinasien
trafen die beiden Heere aufeinander (20. Juli 1402). Die Schlacht endete
mit einer vollständigen Niederlage Bajesids, der selbst in Timurs Ge¬
fangenschaft geriet, ehrenvoll aufgenommen wurde, aber schon 1403 starb.
Bajesids Sohn Suleiman bat um Frieden, und Timur trat den Heim¬
weg an. Auch er starb schon 1405, und mit seinem Tode brach sein Reich
zusammen.
Das Abendland atmete auf; Griechenland und Serbien wurden
frei, und Kaiser Manuel schloß sogar mit Suleiman ein Bündnis. Hätte
das Abendland jetzt die Gelegenheit der Schwäche des osmanischen Reiches
benutzt, so hätte es vielleicht die Türkenherrschaft für immer abschütteln
können, aber man war nicht nur uneinig, sondern man hielt in törichter
Verblendung die Türkenmacht jetzt für ungefährlich. Aber als nach Sulei¬
man dessen tatkräftigerer Bruder Mohammed I. (1413—1421) die
Herrschaft erhielt, änderte sich sofort das freundschaftliche Verhältnis, denn
er gedachte die Eroberungspolitik seines Vorgängers wieder aufzunehmen.
Noch deutlicher zeigte dies Mohammeds Nachfolger, Mur ad II. Er suchte
Streit mit Byzanz, und aus unbedeutenden Gründen nahm er den Kampf
auf und zog gegen Konstantinopel. Doch der Sturm ward glücklich ab¬
geschlagen. 1430 eroberte er gegen die Venetianer Thessalonich, das nun
Saloniki genannt wurde. Ebenso unterwarf er Griechenland. Auch
im Norden unternahm er neue Angriffe gegen die Ungarn; diese nahmen
den Kampf auf, aber Siegmuni), durch andere Unternehmungen gefesselt,
schloß, als Mur ad mit feinem Heere heranrückte, einen Waffenstillstand
mit ihm ab. Murad, gegen den 1438 die Serben den Kampf neu begannen,
rückte nun gegen Belgrad vor, erlitt aber dort und später in Siebenbürgen
durch Joh. Hunyady schwere Verluste, und schließlich ward er bei Nissa
1443 von Hunyady glänzend geschlagen.
Infolge dieser Niederlage, und weil sich die christlichen Albanesen¬
stämme unter ihrem Führer Skanderbeg (Georg Kastriota) gegen die
Türken erhoben und endlich auch in Kleinasien Erhebungen gegen die