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Von der Gcbirgsschwelle liegen ganz oder teilweise in Bayern: das Fich¬
telgebirge, der Frankenwald, die Rhön und der Spessart. In
die Rheinpfalz reichen die Vogesen mit ihrem Nordende. Das Main¬
thal ist eben und geht in die oberrheinische Tiefebene über.
Die bayerischen Alpen zeigen kühne Berge, schöne Wälder, tiefäugige Seen
und fette Matten. Die bayerische Hochebene ist ehemaliger Meeresgrund; die
Alpenfliisse haben sie mit Geröll iiberschiittet. Viele Moore und unfruchtbare
Strecken finden sich aus ihr. Der Böhmerwald ist rauh und schroff, voll dunkler
Nadelwälder. Der fränkische Jura ist eine Hochplatte aus Kalkmasseu mit auf¬
gesetzten Gipfeln, schön eingeschnittenen Thälern und vielen Tropfsteinhöhlen; eigen¬
artig schön ist der nördliche Teil, die fränkische Schweiz. Das Fichtelgebirge
hat von den Nadelwäldern seinen Namen. Vom Erzgebirge ist es durch eine Ein¬
senkung geschieden, durch die von Plauen im Elsterthale eine alte Handelsstraße
in das Egcrthal fiihrt. Der Frankenwald ist ein eintöniges Hochland mit ein¬
zelnen Gipfeln. Von Leipzig nach Nürnberg über Hof führt eine alte Handels¬
straße. Die Rhön ist eine Massenerhebung mit hohen Gipfeln. Der Riicken hat
Moore, schöne Wälder, dürftige Weiden und Ackerfelder und arme Dörfer. Nach
S.-W. schließt sich der rauhe Spessart in einer Mainkrümmung an. Oben sind
dunkle Tannenwälder, an den Seiten steile Abfälle, in den Thälern Wiesen
und Fluren.
5. Bewässert wird das Land von der Donau und ihren Nebenflüssen:
Iller, Lech, Isar, Inn, — Altmühl, Naab, Regen und von
dem Main und seinen Zuflüssen.
Wo entspringen, wie laufen und wo münden diese Flüsse? WaS verbindet der
L udwigskanal?
6. Viel Salz findet sich in den Alpen, schöner Schiefer im Jura,
Wein, Obst und Gemüse im Mainthale und in der Rheinpfalz. Viel
Hopsen wird gebaut und viel gutes Bier gebrüllt und getrunken; das
bayerische Bier ist weltberühmt.
Es ist erstaunlich, was die einzige Stadt Miinchen in einem Jahre braut und
trinkt. Der Bayer ist eine ernste, biedere, etwas langsame, doch gemütliche Natur.
Die Bauern der Hochebene sind gutmütig, naturwüchsig, lebenslustig, allerdiilgs bei
eiilem guten Trimke auch zu „Hälldeln" geneigt.
7. Das Königreich zerfällt in die 8 Kreise: 1. Ober- und 2. Nieder¬
bayern (auf der Hochebene nördlich bis über die Donau), 3. die Rheinpfalz,
4. die Oberpfalz mit Regensburg (im Gebiet der Naab), 5. Oberfranken
(im Gebiet der Negnitz und des oberen Main), 6. Mittelfranken (im
Rednitz- und Altmühlgebiete), 7. Nnterfranken (im Mainthale) und
8. Schwaben auf dem westlichen Teil der bayerischen Hochebene.
Wo liegen: das „Isar-Athen" München (228), das schöngelegene Passau,
das altberühmte reiche Augsburg (61), das wichtige Regensburg (31), der
Bischofssitz, Bamberg (29). die alte Residenz Baireuth (21), das altertümliche
und regsame Nürnberg (99), die Universitäten Erlangen und Würzburg, und
die Totenstadt der deutschen Kaiser, Speier?
Die Hauptstadt und Residenz München liegt auf öder Hochfläche. Der
Kllnstsinn des Königs Ludwig I. hat sie zu einer der schönsten Städte gemacht.
Alls Tritt lmd Schritt sieht man schöne Gebäude und Anlagen. Die herrlichsten
Sammlungen von Gemälden und Bildsäulen findet man hier. An der Universität
regt sich das schönste geistige Leben. Leicht erreicht man mit der Eisenbahn den
herrlichen Starnberger und andere Seen. Viele schöne fürstliche Schlösser finden
sich in den Voralpen.