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Mittelalter.
XXIV.
Konradins Niederlage und Tod. 1268.
(F. v. Raumer.)
Am 18. August 1268 brach Konradin, der jugendliche Sohn König
Konrads IV, mit seinem Heere von Rom auf, um das ihm durch Karl
von Anjou entrissene Königreich beider Sicilien zu erobern und der recht¬
mäßigen hohenstanfischen Herrschaft wieder zu unterwerfen. Er suchte
auf einem kurzen aber schwierigen Wege in denjenigen Teil des apu-
lischen Reiches einzudringen, wo er von vielen ihm heimlich verbün¬
deten Edeln und von den ihm leidenschaftlich zugethanen Sarazenen den
größten Beistand erwarten konnte. Gen Tivoli zog das Heer, das reizende
Thal des Teverone aufwärts, dann über wüste Berge in die mit Anhöhen
rings umkränzte Ebene von Carsoli, um von dort auf unebenen Pfaden
in die paleutinifchen Ebenen zwischen Tagliacozzo und Alba hinabzusteigen.
An Tagliacozzo vorbeiziehend, lagerte sich Konradin in der Art, daß hinter
ihm die Straße nach Tagliacozzo offen blieb und die Front gen Alba
gekehrt war. Die Berge von Scnrcola, ein Bach und der Fluß Salto
deckten und befestigten diese Stellung nach allen Seiten. Aber auch
Konradins Gegner, Karl von Anjou, hatte seinen Lagerplatz nicht minder
zweckmäßig gewühlt. Von Aquila über die Berge herüberziehend lagerte
er sich am 22. August auf der Anhöhe von Antrofciano bei Alba feinen
Gegnern gegenüber. Sein linker Flügel war durch Berge, der rechte durch
die größeren Höhen von Alba geschützt, und der von dieser Stelle aus
bis zur eigenlichen Ebene noch immer bedeutende Abhang erschwerte seinen
Feinden jeden Angriff. Dennoch rückten Konradins Scharen, als sie die
Franzosen erblickten, zum Kampfe gleichsam herausfordernd, vorwärts;
weil Karl sich indes wegen großer Ermüdung der Pferde ruhig hielt und
nicht, wie sie wünschten, in die Ebene hinabkam, kehrten sie ins Lager-
zurück.
In der Frühe des folgenden Morgens zeigte sich in Konradins Lager
die größte Bewegung. Er teilte sein Heer in zwei Hauptteile: der erste
bestand aus Spaniern, aus Lombarden und aus Tuscieru. Den zweiten
Hauptteil bildeten die Deutschen, an deren Spitze sich Konradin und
sein Jugendfreund, Friedrich von Österreich, selbst stellten.
Als König Karl die feindliche Aufstellung gewahrte, erschrak er über
die unleugbare Mehrzahl seiner Feinde und wandte sich, Rat suchend, an
Erhard von Valery, einen ebenso klugen als tapferen Ritter. „Wenn
du siegen willst", sprach dieser, „so mußt du mehr Kunst und List anwenden,
als Gewalt." Ihm überließ auch der König die Anordnung des Heeres,
und er teilte es in drei Scharen. Die erste bestand ans Probengalen,