3. Heinrich IV. (1056-1106.)
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der Engelsburg, später rettete er sich nach Unteritalien. Hier starb er
ungebeugt in der Verbannung.
Heinrich IV. und seine Söhne.
So war der Kaiser zwar von seinem furchtbarsten Gegner befreit,
aber auch jetzt sollte der hartgeprüfte Herrscher noch nicht Ruhe finden.
Von der päpstlichen Partei ließen sich seine Söhne zur Empörung gegen
ihn verleiten. Sein ältester Sohn Konrad ward zur Strafe von der
Nachfolge ausgeschlossen und starb, von Reue und Gram erfüllt, in
Schmach. Darauf erhob sich auch sein jüngerer Sohn Heinrich.
Hinterlistig nahm er den Vater auf der Burg Böckelheim im Nahethale
gefangen und zwang ihn, der Krone zu entsagen. Der alte Kaiser aber
entfloh der schmachvollen Hast. Schon rüstete er sich, unterstützt von
den treuen Städten am Rhein, zum Kriege gegen den entarteten Sohn,
da endete der Tod sein unruhiges Leben. Erst nach fünf Jahren wurde
der Sarg des so lange Gebannten im Dome zu Speyer feierlich bei-
gesetzt.
Heinrich IV. war ein edler, hochbegabter Herrscher, der die Ver-
irrnngen seiner Jugend durch sein späteres Leben sühnte. Großmut
gegen seine Gegner, Wohlthätigkeit, Milde und Tapferkeit rühmten selbst
seine Feinde ihm nach. Mit seinem Sohne Heinrich V., der den
Jnvestitnrstreit durch einen Vergleich mit dem Papste beilegte, erlosch
das fränkische Haus.
IV. Aus der Zeit der stlchstschen Kaiser und
Könige.
1. Heinrich I. (933.)
Um das Jahr 900 nach Christi Geburt sah es unsäglich traurig
in den deutschen Landen aus. Ein sechsjähriges Kind, der letzte der
deutschen Karolinger, Ludwig, stand an der Spitze des Reiches, welches
von äußeren und inneren Feinden bedroht wurde. Über die Ostgrenze
brachen die slavischeu Wenden ein, schlimmer noch waren die wilden
Raubzüge der Magyaren, die sich in Ungarns Ebenen niedergelassen