versetzte der junge Mensch. „Nicht doch,“ antwortete der Offizier,
„Sie sind mir vielmehr ausserordentlich willkommen. Wie konnten
Sie so etwas fürchten?“ — „Weil Ihnen,“ erwiderte der Jüngling,
„das Handgeld, welches ich beanspruche, vermutlich zu hoch vor¬
kommen wird. Eine dringende Notwendigkeit zwingt mich, hundert
Gulden zu fordern. Ich bin der unglücklichste Mensch auf der
Welt, wenn Sie sich weigern, mir soviel zu geben.“
„Hundert Gulden ist freilich viel,“ sagte der Offizier; „aber
ich glaube, dass Sie Ihre Pflicht thun werden, und ich will nicht
mit Ihnen handeln, liier ist das Geld, morgen reisen wir von
hier ab.“
Er zahlte die hundert Gulden aus; der junge Mensch schien
hoch beglückt. Er bat darauf den Offizier um die Erlaubnis,
sich entfernen zu dürfen, um eine heilige Pflicht zu erfüllen. In
einer Stunde versprach er, wieder da zu sein.
Der Offizier traute seinem ehrlichen Gesichte und liess ihn
gehen. Weil er indes in dem Benehmen des jungen Mannes etwas
Besonderes bemerkt hatte, so schlich er ihm von fern nach, um
zu erfahren, wohin er gehen würde. Er sah ihn sofort nach dem
Stadtgefängnisse eilen, wo er anklopfte und eingelassen wurde.
Der Offizier ging ebenfalls hinein und sah alles, was dort vorging.
Er erfuhr nun, was den Jüngling bewogen hatte, sich anwerben
zu lassen.
Der Vater des letzteren safs im Gefängnisse wegen einer
Schuld von hundert Gulden, die er nicht bezahlen konnte. Der
Sohn hatte sich deshalb anwerben lassen, um mit dem Handgelde
ihn zu befreien. Sobald er ins Gefängnis trat, redete er mit dem
Aufseher und übergab ihm die hundert Gulden. Dann eilte er zu
seinem Vater, fiel ihm um den Hals und verkündigte ihm seine
Freiheit. Der Offizier war ihm nachgegangen und sah, wie der
ehrwürdige Greis seinen braven Sohn an sein Herz drückte und
mit seinen Thränen benetzte. Er konnte es nicht übers Herz
bringen, dals ein so guter Sohn seine Freiheit verkaufen sollte.
Deswegen trat er hervor und sagte zn dem Alten: „Beruhigen Sie
sich! Ich will Sie eines so braven Sohnes nicht berauben. Lassen
Sie mich teilnehmen an seiner edlen That. Er ist frei; es reut
mich die Summe nicht, die er so gut angewendet hat.“