19. Kap. Die kaiserliche Gewalt im Besitze der Habsburger etc. 107
seines Geheimsehreibers Äneas Sylvius Piccolomini, der seit¬
her selbst Anhänger des-Konzils gewesen war, durch allerlei
finanzielle und anderweitige Zugeständnisse für sich; das vor¬
läufige Aschaffenburger und das endgültige Wiener Konkordat
vom Februar 1448, das der Kaiser gewaltthätig „im Namen der
deutschen Nation“ bekannt machte, stellte die kirchlichen Steuern
gröfstenteils wieder her, aus denen die Kurie ihre grofsen Ein¬
künfte zog, und gab dem Papst auch seine diktatorische Macht
(„Provisionsrecht“) zurück. So vom Reiche im Stiche gelassen,
konnte auch das Konzil sich nicht mehr behaupten, erkannte im
April 1449 Eugens Nachfolger, Nikolaus V., als rechtmäfsigen
Papst an und löste sich auf. Damit war der Versuch einer Re¬
formation der Kirche durch die kirchlichen Organe gescheitert,
und es erwachte allmählich der pessimistische Gedanke, dafs auf
dem Boden der Kirche eine Heilung ihrer Schäden nicht mög¬
lich, also eine Reformation nur gegen die Hierarchie durchzu¬
führen sei. Nur Frankreich und England wahrten sich gegenüber
von Rom im Anschlufs an die Basler Beschlüsse ihre nationale
Kirchenform (S. 116. 119). Die Sittenlosigkeit. und Unchristlichkeit
der meisten Päpste am Ende des 15. Jahrh., so des Innocentius’ VIII.
(1484—1492) und Alexanders VT. (1492—1503), die durch ihre
Begünstigung von Kunst und Wissenschaft nicht gut gemacht
werden konnte, gaben selbst den streng am Primat der Päpste
festhaltenden Gemütern wie Savonaröla schweren Anstofs (S. 122).
Neunzehntes Kapitel.
Die kaiserliche Gewalt im erneuten und bleibenden Besitze
der Habsburger. Deutschlands Lage am Ende des
Mittelalters.
a. Nach Sigismunds Tode schwankten die Kurfürsten zwischen
dem Habsburger Albrecht, welcher Herzog von Österreich und als
Sigismunds Schwiegersohn König von Ungarn und voraussichtlich
auch von Böhmen war, und dem Kurfürsten Friedrich I. von Branden¬
burg (S. 104); doch entschied sich das Kollegium im März 1438 für
Albrecht, und mit diesem „rauhen Kriegsmann“ gelangte dann das
habsburgische Haus in den erneuten und bis zum Ende des Reiches
1806 ihm verbleibenden Besitz des Kaiserthrones. Albrecht II.
(1438—1439) machte den Versuch, auf das städtische Element
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