Full text: Kleine vaterländische Geschichte

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wachsen, stark und gewandt, in allen ritterlichen Künsten von Jugend aus 
geübt. Dabei war er geistig hoch begabt, voll unbeugsamen Mutes und 
von klarem Bück. Sein höchstes Ziel war, die kaiserliche Macht und das 
Ansehn, welches durch die Kämpft unter Heinrich IV. sehr gelitten hatte, 
wieder zu heben und zu kräftigen, damit der Kaiser wieder wie zu den 
Zeiten Karls des Großen und Ottos des Großen als der unbestrittene 
Herr der ganzen Christenheit gelte. Mit diesen Bestrebungen des Kaisers 
war aber weder der Papst zufrieden, welcher, wie wir sahen, sich über 
denselben stellen wollte, noch auch die Italiener, welche gar zu gern die 
deutsche Herrschaft abgeschüttelt hätten. Zu diesem Zwecke verbanden sich 
eine große Anzahl der Städte Oberitaliens (der Lombardei), an deren Spitze 
das mächtige Mailand, und gründeten den lombardischen Städte- : 
bund. Diese Städte kündigten dem Kaiser Friedrich den Gehorsam auf 
und erklärten, nur der sei ihr Herr, den sie selbst dazu wählten. Der 
Kaiser zog daher mehrmals mit großer Heeresmacht über die Alpen und 
belagerte und zerstörte mehrere der aufrührerischen Städte. Das härteste 
Loos aber traf die Stadt Mailand selbst. Der Kaiser hatte ihr schon 
einmal verziehen, aber als die Mailänder abermals sich erhoben und die 
kaiserlichen Statthalter verjagten, geriet Friedrich in einen gewaltigen 
Zorn; er kam rasch mit einem Heere, belagerte und eroberte die Stadt 
und machte sie dem Erdboden gleich. Nur der prachtvolle Dom blieb 
stehen. Die Mailänder mußten sich an vier verschiedenen Stellen ansiedeln. 
Da wandten sich die bedrängten Städte an den Papst, der schon längst 
die Siege Friedrichs mit Neid und Mißtrauen betrachtet hatte. Der Papst, 
welcher damals aus dem Stuhle Petri saß, hieß Alexander III.; er war 
schon, ehe er Papst wurde, ein Feind Friedrichs gewesen und machte jetzt 
mit den lombardischen Städten einen Bund zur Bekämpfung der kaiser¬ 
lichen Herrschaft. Friedrich zog nach Rom, vertrieb Alexander III. und 
setzte Paschalis III. zum Papste ein, der ihn bald daraus zum Kaiser 
krönte. Allein ein Ausstand der Römer, und besonders pestartige Krank- * 
heiten, welche in seinem Heere ausbrachen und viele seiner Krieger dahin¬ 
rafften, nötigten den Kaiser, rasch wieder nach Deutschland zurückzukehren. ; 
Friedrich und Heinrich der Löwe. § 35. Obwohl nun Friedrich schon 
viermal die Alpen überschritten hatte, ohne seinen Zweck, die vollständige " 
Unterwerfung Italiens, erreicht zu haben, so verzweifelte er doch nicht, ; 
sondern sammelte ein neues Heer und erschien abermals in Oberitalien. Er ' 
konnte jedoch die Lombarden noch nicht gleich angreifen, weil er erst noch ; 
die Ankunft Heinrichs des Löwen, aus dem Geschlechte der Welfen, ? 
des mächtigen Herzogs von Sachsen und Bayern, mit seinen Truppen ab¬ 
warten mußte. Aber Heinrich der Löwe verriet seinen Herrn und Kaiser • 
und verweigerte ihm die Hilfe, weil er hoffte, Friedrich werde seinen 
Feinden unterliegen und er selbst werde dann die deutsche Krone davon¬ 
tragen. Fußfällig bat der Kaiser seinen ungetreuen Lehnsmann um Bei¬ 
stand, dieser aber blieb ungerührt und ritt trotzig mit seinem Gefolge nach 
Deutschland zurück. Die Folge davon war, daß der Kaiser von den über- 
legenen Streitkräften der Lombarden in der Schlacht bei Legn an o un- 1 
weit Mailand geschlagen ward (1176) und selbst kaum dem Tode oder 1 
der Gefangenschaft entrann. Friedrich schloß nun mit dem Papste Alexan¬ 
der III. und den lombardischen Städten einen Frieden, in welchem aus¬ 
gemacht ward, daß die Städte zwar ihre Freiheiten, die sie beanspruchten.
	        
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