Vom Auftreten der Deutschen bis zur Reformation.
I. Dir Germanen und ihre Kämpfe gegen die Römer.
Die alten Deutschen. § 1. Die alten Deutschen over die Germanen
wohnten um die Zeit, als unser Herr und Heilaud geboren ward, zwischen
dem Rhein und der Weichsel, im Norden bis an die Nord- und Ostsee,
im Süden bis an die Donau. Später aber drangen sie auch über, diesen
Fluß und breiteten sich bis zu dm Alpen hin aus. Freilich hatte damals
unser Vaterland ein ganz anderes Aussehen als heutzutage. Ungeheuere
Wälder, die jetzt größtenteils ausgerodet sind, und bedeutende Sümpfe
bedeckten den Boden; wilde Tiere waren in den Wäldern in Menge zu
finden, und das Klima des Landes war in alten Zeiten viel rauher als
jetzt. Unsere Vorfahren waren ein gar kräftiges Volk. Sie waren von
hohem Körperbau, hellblonden Haaren und blauen Augen. Krieg und
Jagd war ihre Lieblingsbeschäftigung, doch trieben sie auch Ackerbau und
sogar die einfacheren Gewerbe. Man darf durchaus nicht glauben, daß
die alten Germanen ein rohes, wildes Volk gewesen seien. Wenn sie auch
keine Künste und Wissenschaften kannten, so werden sie doch von den
Römern, welche uns die ältesten Nachrichten über sie überliefert haben,
wegen hoher Tugend gepriesen. Solche Tugenden waren Treue, Sitten¬
reinheit, Gastfreundschaft, Tapferkeit und andere mehr.
§ 2. Die Deutschen verehrten ebenso wie die Griechen und Römer
mehrere Götter. Ihre vorzüglichsten Götter waren Wodan, der Gott
des Himmels, Donar, der Donnergott, Freia, die Göttin der Liebe,
Hertha, die Erde.^ Auch Sonne und Mond verehrten sie als wohlthä¬
tige Naturkräfte. Tempel und Bilder kannten unsere Vorfahren nicht,
sondern sie verehrten ihre Gottheiten in heiligen Hainen. Hier brachten sie
ihnen Opfer von Früchten und Tieren dar. — Die alten Germanen
bildeten nicht ein Volk, sondern sie zersielen in mehrere Stämme. Die
wichtigsten waren die Cimbern in Schleswig, die Teutonen in Pommern,
die Sachsen und Angeln (Vorfahren der Engländer) in Holstein und
Südschleswig, die Cherusker in Nordwestdeutschland, die Langobarden
an der untern Elbe, die Sueven in Mitteldeutschland, die Gothen an der
unteren Weichsel. Alle diese Völker aber veränderten mit der Zeit ihre Wohn¬
sitze. Auch traten sie später zu größeren Vereinigungen zusammen, so
daß sich größere Volksstämme aus ihnen bildeten? Alle Deutschen aber
zeichneten sich durch eine große Freiheitsliebe aus, und daher kam es,
daß sie mit den Römern, welche alle Völker unterjochen wollten, in
Kampf gerieten.
Arminius. § 3. Die ersten deutschen Völker, welche mit den Römern
kämpften, waren die Cimbern und Teutonen. Später fiel der König
Wolff, Kl. Vaterland. Geschichte. i