Full text: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

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Erde bebte. Die Verbündeten wichen überall zurück, nnd Napoleon 
ließ in Leipzig die Siegesglocken läuten. Aber zu früh. 
Der Kaiser Alexander von Rußland schickte den Franzosen 
seine Kosacken entgegen. Diese trieben mit ihren langen Lanzen 
die Feinde wieder zurück. 
Als die Nacht dem Kampfe ein Ende machte, standen die 
Verbündeten da, wo sie am Morgen gestanden hatten. 
Das geschah im Südosten von Leipzig. Während dieser Zeit 
hatte Blücher im Nordwesten die Franzosen vollständig geschlagen 
Am 17. Oktober war ein Sonntag. Es wurde nicht gekämpft. 
Man verband die Verwundeten und begrnb die Toten. 
Am 18. begann die Schlacht von neuem. 
Die drei Monarchen, der König von Preußen und die Kaiser 
von Ostreich und Rußland, standen auf einem Hügel. Von hier¬ 
aus konnten sie das Schlachtfeld übersehen und ihre Befehle erteilen. 
Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen genommen. 
Die sächsischen und Württembergischen Soldaten, die bis dahin 
Napoleon geholfen hatten, gingen mit Hörnerschall und Trompeten- 
klang zu den Verbündeten über, um nnn ihren lieben deutschen 
Brüdern gegen Napoleon beizustehen. 
Bei einem Dorfe ging es schrecklich zu. Fünfmal erstürmten 
es die Unsrigen, und fünfmal eroberten es die Franzosen wieder. 
Ganze Hausen von Toten und Verwundeten lagen da. Das konnten 
die drei Monarchen nicht mehr ansehen, sie befahlen, dort den 
Kampf einzustellen. 
Blücher war überall siegreich vorgedrungen nnd hatte die 
Franzosen bis nach Leipzig zurückgetrieben. Schon kam der Abend. 
Da sprengte ein General den Hügel hinan zu den drei Monarchen 
und sprach: „Wir haben gesiegt. Der Feind zieht fort." 
Da stiegen die drei Fürsten von ihren Rossen, sielen auf ihre 
Kniee unb dankten dem Herrscher aller Thronen für den Sieg. 
Der Hügel heißt noch jetzt „Dreimonarchenhügel". 
Auf betn Schlachtfelde aber sangen die Soldaten: „Nun danket 
alle Gott." 
In der Nacht zogen die Franzosen ab. Die Verbündeten 
drangen am 19. Oktober in Leipzig ein. Auf dem Markte um¬ 
armte der Kaiser Alexander den General Blücher und sagte: „Mein 
lieber General, Sie haben das Beste gethan, Sie sind der Befreier 
Deutschlands." 
Blücher erwiderte: „Majestät, habe nur meine Schuldigkeit 
gethan, aber meine braven Trnppen haben viel mehr gethan." 
Von seinem Könige wurde Blücher zum Feldmarschall ernannt.
	        
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