Anspruch genommen. Da der König von Spanien kinderlos
starb, so erhoben der deutsche Kaiser und der französische
König gleichzeitig Erbansprüche auf das Land. So entstand
der spanische Erbfolgekrieg, welcher von 1701 bis 14 dauerte.
Preußische Truppen unterstützten die Kaiserlichen in Italien,
am Rhein und in Belgien.
Bei dem Tode seines Vetters, des kinderlosen Königs
Wilhelm III. von England, gewann Friedrich von dessen
Erbgütern die Grafschaften Lin gen und Mörs und
das Fürstenthum Neuenburg (1707). Zn gleicher
Zeit kaufte er die Grafschaft Teklenburg im nördlichen
Westfalen.
2. Friedrich Wilhelm I., 1713—40.
Der König gewann im Frieden von Utrecht, welcher
dem spanischen Erbfolgekriege ein Ende machte, außer der
allseitigen Anerkennung seiner Königswürde das südlich
von Kleve gelegene Ober-Geldern. Indem er sich ferner
mit dem russischen Zaren Peter dem Großen, dem polni¬
schen und dem dänischen Könige am nordischen Kriege
gegen Karl XII. von Schweden betheiligte, erhielt er im
Frieden von Stockholm 1720 Vorpommern zwischen
Oder und Peene nebst den Inseln Usedom und Wollin.
Der Staat sollte nicht nur vergrößert, sondern auch
gekräftigt werden. Unter dem vorigen Könige, welcher sehr
prachtliebend war, hatten die Ausgaben die Einnahmen
überstiegen. Friedrich Wilhelm dagegen liebte die Einfach¬
heit und Sparsamkeit. Die Hofhaltung wurde möglichst
beschränkt; Kleidung und Tafel durften nicht viel kosten.
Die einzigen Vergnügungen, welche der König sich erlaubte,
waren die Jagd und das sogenannte Tabakskolleg, worin
er mit seinen guten Freunden bei einem Glase Bier oft
die wichtigsten Angelegenheiten verhandelte. Wie der Hof
des Herrschers, so wurde die Verwaltung des Staates
überhaupt auf das Sparsamste eingerichtet. Künste und
Wissenschaften fanden keine Unterstützung; nur Volksschulen
wurden gegründet. Ackerbau und Gewerbe, wichtige Grund¬
lagen des äußeren Wohlstandes, erfreuten sich einer großen s