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Zehnter Abschnitt. 
haben sie noch einmal einen ordentlichen Ausfall gemacht, viele Russen 
in der Schlacht getötet und verwundet. Endlich aber mußten sie nun 
sich ergeben. Damit aber die Russen es nun nickt zu leicht hatten, 
sich selber in Przemysl zu verschanzen, haben sie an alle Festungs¬ 
türme und Wälle Dynamit gelegt und sie alle in die Luft gesprengt. 
And dann haben sie sich ergeben und sind in russische Gefangen¬ 
schaft geraten. 
Nun haben die Russen gejubelt und gemeint, jetzt hätten sie 
ganz gewonnen. Alle die vielen Soldaten, die sie vor der Festung 
zur Belagerung hatten liegen lassen müssen, haben sie in die Karparhen 
gegen unsere braven Truppen geschickt. Da haben alle Leute gedacht, 
nun werden sie nach Angarn durchbrechen, Ofen-Pest und Wien nehmen. 
Aber nein! Die Österreicher und Deutschen haben doppelt so tapfer 
standgehalten. Die Russen sind trotz des Falls von Przemysl nicht 
durchgekommen. So hat auch schließlich der Äunger, der die Festung 
bezwungen hat, ihnen gar nichts genützt. 
Das ist ein arger Winter gewesen und ein trauriges Weih¬ 
nachten 1914. An manchen Stellen im Westen und im Osten haben 
die Feinde gerade am Weihnachtsheiligabend auch noch angegriffen. 
Aber wo es irgend ging, haben unsre Soldaten und Offiziere sich eine 
Christfeier bereitet. Anten in den Gräben und Unterständen haben 
sie ganz kleine Weihnachtsbäumchen mit Lichtstümpfen gehabt und haben 
um sie herum gesessen und gesungen: „Stille Nacht, heilige Nacht." 
Die Feldpost hat schon einen ganzen Monat vorher angefangen, die 
Weihnachtspakete herauszubefördern. yDa haben denn auch die meisten 
etwas gekriegt. And zu Lause ;haben die Leute nicht nur an ihre 
Verwandten Pakete geschickt, sondern auch eine Menge so an das 
Leer. Die sind dann verteilt worden. Da war überall große Freude. 
And wenn sie die Würste und Pfefferkuchen und die warmen Strümpfe 
und wollenen Jacken auspackten, da haben sie für einen Augenblick 
fast gedacht, es wäre richtiges Weihnachten. Aber es war doch weit 
draußen, fern von allen Lieben daheim, vor dem Feinde, der auch 
am Christabend die Kanonen donnern und Gewehre knattern ließ. 
Der Winter ist das Schlimmste gewesen. And daß unsere 
Tapferen den überstanden haben und im neuen Jahr mit frischem 
Mut den Frühjahrsfeldzug aufgenommen und die Feinde weiter 
besiegt haben, das ist ihr größter Ruhm.
	        
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