Full text: Unterweisung in den vornehmsten Künsten und Wissenschaften zum Nutzen der niedern Schulen

Von der practischen Weltweißheit uͤberh. 127 
Durch was fuͤr Saͤtze lernen wir diese Gesetze 
erkennen? 
Durch folgende: 1. die Vernunft lehret uns, 
daß es GOtt nicht gleichguͤltig seyn koͤnne, wie der 
Mensch lebt. 2. Eben diese uͤberzeuget uns, daß 
GOtt die Gluͤckseligkeit der Menschen will. Hier— 
aus folget 3. daß alle Handlungen, die zur Befoͤr⸗ 
derung der menschlichen Gluͤckseligkeit wirklich ge⸗ 
schickt sind, auch dem goͤttlichen Willen und dem 
Naturgesetze gemaͤß seyn muͤssen. 4. Alle Hand⸗ 
lungen, die der vernuͤnftige Mensch verabscheuen 
muß, sind dem goͤttlichen Willen und dem Natur— 
gesetze entgegen; hingegen sind Handlungen, die 
der Mensch vernuͤnftiger Weise begehren muß, 
rechtmaͤßig und den goͤttlichen Gesetzen nicht zuwi⸗ 
der. 
Was folget hieraus? 
Daß eine vernuͤnftige Selbstliebe eine natuͤrliche 
Pflicht und eine Quelle unendlicher guter Handlun⸗ 
gen ist. 
Was lehret sie uns? 
Das erste und wichtigste Naturgesetz, auf wel⸗ 
ches alle andere gegruͤndet sind, nemlich: Suche 
dein wahres Wohl. 
Das 27te Capitel. 
Von der Moral oder Tugendlehre. 
Was ist die Moral? 
De Wissenschaft von den unvollkommenen Rech⸗ 
ten und Pflichten. 
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