Full text: Unterweisung in den vornehmsten Künsten und Wissenschaften zum Nutzen der niedern Schulen

Lothringens mit undurchdringlichem Dorngestrüpp beherbergen noch die 
meisten Wölfe und Wildschweine Deutschlands. Der Bär, der Luchs, 
der Auerochs, der Steinbock und der Lämmergeier sind vollständig 
verschwunden. An Federwild werden erlegt: Auer-, Birk-, Haselwild, 
Feldhühner, Wachteln, Fasanen, Trappen, Schnepfen, Bekassinen, Wild¬ 
gänse, Wildenten, Krammetsvogel, Reiher und Raubvögel. Dem nutz¬ 
baren Wilde wird in neuerer Zeit durch strenge Handhabung von 
Jagdgesetzen eine hinreichende Schonung zuteil. Der jährliche Iagd- 
beutewert ist auf 19—20 Mill. Mark zu veranschlagen. 
3. Die Fischerei. 
Ehemals zeichneten sich die deutschen Gewässer durch großen Fisch¬ 
reichtum aus. Dadurch aber, daß man den Fischen keine Schonzeit 
gewährte, sondern eine verheerende Raubfischerei trieb, durch Kanali¬ 
sation der Ströme, durch die Schiffahrt und infolge der Verunreinigung 
der Gewässer durch die Abfallwässer der Fabriken ist die Flußfischerei 
bedeutend zurückgegangen. Die deutschen Fischereivereine suchen die 
Fischerei neuerdings zu heben, indem sie Fischbrutanstalten ins Leben 
riefen und alljährlich viele Hunderttausend von Fischeiern aussetzen. 
Die Flußfischerei liefert Forellen, Karpfen, Hechte, Schleien, Aale, 
Barsche, Störe, Krebse usw. 
Wichtiger als die Binnenfischerei ist die Seefischerei, die 
als Hochsee- und Küstenfischerei betrieben wird. In Deutschland stand 
die Seefischerei zur Zeit der Hansa in hoher Blüte, aber sie sank 
mit dem deutschen Seehandel und hat sich erst seit 1871 wieder kräftig 
entwickelt. Am umfangreichsten wird die Fischerei in der Nordsee 
betrieben, wo allein 500 deutsche Fischereifahrzeuge (darunter 100 
Dampfer) kreuzen. Der Wert der Fische, die in der Nordsee von den 
an der Nordseefischerei beteiligten Staaten gefangen werden, beträgt 
jährlich 170 Mill. Mark. Hiervon entfallen auf Deutschland 10 Mill. 
Mark. Am umfangreichsten wird der Heringsfang betrieben. Von 
den Seefischen, die meist in frischem Zustande in Eis verpackt versandt 
werden, sind namentlich Schellfisch, Dorsch (junger Kabeljau), See¬ 
hecht, Seezungen hervorzuheben. Berühmt ist die Sardellenfischerei 
in Holland und im Mittelmeer, der Sardinenfang an der französischen 
Küste und der Sprottenfang in der Ostsee. Die wichtigsten deutschen 
Fischereihäfen der Nordsee sind Geestemünde, Bremerhaven, Euihaven 
und Hamburg. 
Ein großer Vorteil der Seefischerei besteht darin, daß man in 
neuerer Zeit die frischen Fische in Eis verpackt und als Eilgut in das 
Binnenland hinein versendet. Dadurch wird das billige und schmack¬ 
hafte Fleisch der frischen Seefische mehr und mehr zu einer allgemeinen 
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