Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen im Königreich Preußen

182 Ein Blumengarten im Frühling. — Frau Rebelka mit den Kindern usw. 
Diese Veredelungsart wird, weil die Rinde des Baumes sich gut 
löfen muß, gewoͤhnlich gegen Ende April oder Anfang Mai vor— 
genommen. 
Arendt. 
96. Ein Blumengarten im Frühling. 
Beim Eintritt in den Garten empfängt dich sogleich ein wunder⸗— 
lieblicher Duft. Du blickst empor und nimmst zwei Apfelbäume 
wahr, die ihre blütenbeladenen Zweige über deinem Haupt durch⸗ 
einander geflochten haben. In dem Rosenrot und Schneeweiß der 
Blumen baden sich, mit Fruchtstaub bestreut, unzählige Bienen 
und Hummeln. Der Garten selbst prangt zwar noch nicht in der 
Fülle und dem Glanze, welchen die nächsten Monate ihm verleihen 
werden; manche leere Stelle zeigt noch trocknes, fahles Erdreich; 
aber doch hat sich manches von Floras schönen Kindern schon ein— 
gestellt, und einige Blumengeschlechter erscheinen das ganze Jahr 
nicht wieder so schön. An seder Ecke dieser beiden Beete hängt 
auf dem starken, dunkeln, aus einer Blätterpyramide hervorgehenden 
Stengel die rotglühende Kaiserkrone, aus Blütenglocken gebildet, 
hoch über dem Boden; aus ihrer Mitte entsprießt noch ein grüner 
Blätterschopf. Sie muß aber an Duft den Narzissen weichen, die 
sich neben ihr aus der trocknen, bräunlichen Scheide, milchweißen 
Sliernen gleich, entfalten, an Farbe den Tulpen, deren reiches Beet 
hier in den mannigfaltigsten Farben schimmert. Und in beidem 
zugleich wird sie überwunden von der königlichen Hyazinthe, deren 
schneeweiße, porzellanblaue und fleischrote Glocken, bald mehr, bald 
weniger gefüllt, sich um kürzere oder längere Stengel reihen, und 
von der slillstolzen Aurikel dort, die ihr Schwefelgelb, ihr Veilchen— 
blau, ihr Rötlichbraun, mit zartem Reife überpudert, der Frühlings— 
sonne erschließt. 
F. Falkmann. 
97. Frau Rebekka mit den Kindern an einem Maimorgen. 
Geht immer und scheint weit und breit, 
in Schweden und in Schwaben, 
dann kalt, dann warm zu seiner Zeit, 
wie wir es nötig haben. 
Kommt, Kinder, wischt die Augen aus, 
es gibt hier was zu sehen, 
und ruft den Vater auch heraus: 
Die Sonne will aufgehen! 
Wie ist sie doch in ihrem Lauf 
so unverzagt und munter! 
Geht alle Morgen richtig auf 
und alle Abend unter. 
Von ungefähr kann das nicht sein, 
das könnt ihr wohl gedenken; 
der Wagen da geht nicht allein, 
ihr müßt ihn ziehn und lenken.
	        
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