Object: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

einen größeren Festtag. Und sehet selbst zu, daß die ungeschickten Ge¬ 
sellen mir den teuren Ton nicht zerschlagen; denn was mühsam im Stroh 
durch Rosse und Männer hergeführt wurde aus dem welschen Land, dem 
könnte die lange Reise durch das Ungeschick der metgefüllten Knaben wohl 
verdorben werden." Ernsthaft blickte sie noch einmal durch den großen 
Raum: „Es ist Vorrat genug für eines Häuptlings Haus, und manches 
liebe Jahr mag der Met das Herz der Männer erfreuen. Mögen die 
Götter uns schaffen, daß unsere Helden alles fröhlich und in Ehren 
leeren! Und höre, Frida, man weiß ja wohl, was die Männer zumal 
gebrauchen; aber beim Trunk trügt der Anschlag, auch wenn er reichlich 
war. Laß nöch drei Krüge von altem Met in Vorrat herausheben, und 
sage dem Schenken: wenn die Männer friedlich sind und in ehrlichem 
Gespräch, so wird ihnen am Ende noch dies geboten; wenn sie aber 
widereinander eifern und zwieträchtig hadern, so soll er vorsichtig sein 
mit dem Gießen, daß uns kein großes Unheil entstehe!" 
Die Herrin schritt zu dem Küchenhause, darin brannten mächtige 
Feuer auf steinernen Platten. Die Jünglinge waren vor dem Hause 
beschäftigt, die Opfertiere zu zerlegen, große Hirsche und drei Eber des 
Waldes, und das Fleisch an lange Spieße zu stecken. Die Mägde aber 
saßen in langer Reihe, vieles Geflügel rupfend, oder sie rundeten mit 
den Händen gewürzten Weizenteig zu ansehnlichen Bällen. Und Knaben 
des Dorfes warteten mit lachendem Antlitz auf die Zeit, wo sie die Spieße 
drehen würden, damit auch ihnen vom Fest der Helden ein wohlschmeckender 
Anteil wurde. 
Unterdes schafften die Mannen des Häuptlings um die große Halle. 
In der Mitte des Hofes stand der mächtige Bau, aus dicken Fichten¬ 
balken gefügt. Eine Treppe führte zu dem geöffneten Tor; im Innern 
trugen zwei Reihen hoher Holzfäulen die Balken des Daches; von den 
Säulen bis zu den Wänden liefen auf drei Seiten erhöhte Bühnen. In 
der Mitte, gegenüber der Tür stand darauf der Ehrensitz des Wirtes und 
der vornehmsten Gäste, daneben ein schön geschmückter Raum, einer Laube 
gleich, für die Frauen des Hauses, damit sie dem Festmahl der Männer 
zuschauen konnten, solange sie begehrten. Und die jüngsten der Mannen 
schmückten die Holzlaube mit blühenden Zweigen, die sie in der Flur ab¬ 
gehauen. Draußen aber fuhr Wolf einen großen Wagen mit Binsen und 
Kalmus heran, den er am Ufer des nahen Teiches geschnitten, um den 
Fußboden zu bestreuen. 
Der Fürst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die Edlen 
und die freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fuß und Roß heran¬ 
zogen und am geöffneten Tor von Hildebrand, dem Sprecher, begrüßt 
wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab, und die Jungen führten 
sein Pferd in ein weites Gehege und banden es fest, damit die Knechte 
ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Hafer in die Krippe 
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