einen größeren Festtag. Und sehet selbst zu, daß die ungeschickten Ge¬
sellen mir den teuren Ton nicht zerschlagen; denn was mühsam im Stroh
durch Rosse und Männer hergeführt wurde aus dem welschen Land, dem
könnte die lange Reise durch das Ungeschick der metgefüllten Knaben wohl
verdorben werden." Ernsthaft blickte sie noch einmal durch den großen
Raum: „Es ist Vorrat genug für eines Häuptlings Haus, und manches
liebe Jahr mag der Met das Herz der Männer erfreuen. Mögen die
Götter uns schaffen, daß unsere Helden alles fröhlich und in Ehren
leeren! Und höre, Frida, man weiß ja wohl, was die Männer zumal
gebrauchen; aber beim Trunk trügt der Anschlag, auch wenn er reichlich
war. Laß nöch drei Krüge von altem Met in Vorrat herausheben, und
sage dem Schenken: wenn die Männer friedlich sind und in ehrlichem
Gespräch, so wird ihnen am Ende noch dies geboten; wenn sie aber
widereinander eifern und zwieträchtig hadern, so soll er vorsichtig sein
mit dem Gießen, daß uns kein großes Unheil entstehe!"
Die Herrin schritt zu dem Küchenhause, darin brannten mächtige
Feuer auf steinernen Platten. Die Jünglinge waren vor dem Hause
beschäftigt, die Opfertiere zu zerlegen, große Hirsche und drei Eber des
Waldes, und das Fleisch an lange Spieße zu stecken. Die Mägde aber
saßen in langer Reihe, vieles Geflügel rupfend, oder sie rundeten mit
den Händen gewürzten Weizenteig zu ansehnlichen Bällen. Und Knaben
des Dorfes warteten mit lachendem Antlitz auf die Zeit, wo sie die Spieße
drehen würden, damit auch ihnen vom Fest der Helden ein wohlschmeckender
Anteil wurde.
Unterdes schafften die Mannen des Häuptlings um die große Halle.
In der Mitte des Hofes stand der mächtige Bau, aus dicken Fichten¬
balken gefügt. Eine Treppe führte zu dem geöffneten Tor; im Innern
trugen zwei Reihen hoher Holzfäulen die Balken des Daches; von den
Säulen bis zu den Wänden liefen auf drei Seiten erhöhte Bühnen. In
der Mitte, gegenüber der Tür stand darauf der Ehrensitz des Wirtes und
der vornehmsten Gäste, daneben ein schön geschmückter Raum, einer Laube
gleich, für die Frauen des Hauses, damit sie dem Festmahl der Männer
zuschauen konnten, solange sie begehrten. Und die jüngsten der Mannen
schmückten die Holzlaube mit blühenden Zweigen, die sie in der Flur ab¬
gehauen. Draußen aber fuhr Wolf einen großen Wagen mit Binsen und
Kalmus heran, den er am Ufer des nahen Teiches geschnitten, um den
Fußboden zu bestreuen.
Der Fürst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die Edlen
und die freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fuß und Roß heran¬
zogen und am geöffneten Tor von Hildebrand, dem Sprecher, begrüßt
wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab, und die Jungen führten
sein Pferd in ein weites Gehege und banden es fest, damit die Knechte
ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Hafer in die Krippe
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