Full text: Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes (Bd. 1, Abt. 2)

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unter skythischen Gesängen vermählte sich betn blonben Gatten bie ihn! 
ähnliche junge Frau. Sid. Apoll. Carm. V, vs- 218 seqq. 
12. (An ber Mosel im 4. Jahrhnnbert.) Froh ber Arbeit 
bas Volk, — geschäftig bie (Wein-)berge erfltmmenb unb hinab; 
fteigenb, streiten bie Kolonen mit necfenbem Zurufe. Scherzlieber 
ben ernsthaften Bauern singt bort ber Wanberer, ber am Ufer 
schreitet, hier ber Schiffer auf gleitenbem Fahrzeuge, unb wiber- 
iönt davon Fels unb rauschender Walb und bas Flußtal. 
Ausonius, Edyllium X (Mosella) vs. 161 seqq. 
13. (451. Schlacht auf ber katalaunifchen Ebene.) Als 
bie Westgoten nach langem Suchen ben König Theoborich I. unter 
ben bichtesten Haufen Erschlagener gefnnben, ehrten sie ihn mit 
Gesängen unb trugen ihn 'bor ben zuschauenben Feinben hintoeg. 
Nod) tobte ber Kampf, ba sah man bie Gotenscharen unter viel- 
tönigem, rauhem Klange betn Toten bie letzte Ehre erweisen. 
Jord. cap. XLI. 
14. Ich sah bie Barbaren jenseits bes Rheines; wilb tonte 
das Wort ihrer Lieber, nicht anbers als bas Gekreisch heftig 
fchreienber Vögel, unb boch haben sie Freube an ihren Gesängen. 
Julianus in Misopogone. Notae Sirmondi ad op. 
Sid. Apoll. pag. 240. 
V. Wirtschaftliches Leben, 
j. ^Icßerßau. 
1. Auf ben Ackerbau oermenben sie (bie Germanen) keine Bodenbesitz- 
Mühe. Der größte Teil ihrer Nahrung besteht in Milch, Käfe,^""^' 
Fleisch. Keiner hat ein bestimmtes Maß Ackerland ober eigener 
Ländereien, sondern die Obrigkeit unb bie Fürsten verteilen immer 
aus ein Jahr an bie Familien unb Sippschaften, welche sich ver¬ 
einigt haben, Ackerlanb, soviel unb wo es ihnen gutbünkt. Im 
folgenden Jahre nötigen sie sie, anberswohin zu ziehen. Dafür 
oringen sie viele Grünbe bei: es soll verhütet werben, baß sie, 
burch bestänbige Gewöhnung dazu veranlaßt, ben Kriegseifer etwa 
mit ber Neigung zum Ackerbaue vertauschen; baß sie nach Er¬ 
werbung weiter Liegenschaften streben, unb baß bie Mächtigeren
	        
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