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warnen vielleicht vor dem Mönche und dem Sündenverkaufe, vielleicht
auch nicht.
Was soll da mit dem armen Volke werden?
Wenn die Sündenvergebung so wohlfeil ist, so wird das Volk
nicht allein fleißig kaufen, sondern es wird sich auch vor Schlechtigkeiten
und Ubelthaten nicht mehr in acht nehmen. Es wird immer mehr
verderben.
Zusammenfassung: Was wißt ihr nun schon von dem umher¬
ziehenden Mönche und von seiner Predigt, und was möchtet ihr noch
erfahren?
1. Wie wird der Mönch empfangen? 2. Was predigt er? 3. Ob
viele kaufen? 4. Wer schickt den Mönch? 5. Was wird mit dem Gelde?
6. Was wird aus dem Volke?
II. Synthese.
Erstes Stück: Wie wird der Mönch empfangen?
Darbietung: Der umherziehende Mönch hieß Tetzel, sein Handel
war der Ablaßhandel. Tetzel trat überall mit großem Prunke und
äußerem Gepränge auf. Er kam auch in die Nähe von Wittenberg,
nach Jüterbogk im Brandenburgischen. Als er vor die Stadt kam,
ließ er hineinsagen: „Die Gnade Gottes und des h. Vaters ist vor den
Thoren." Und bald darnach hielt er einen glänzenden Einzug. Er saß
in einem prächtigen Wagen. Drei Leibwächter zu Pferde und eine
große Schar von Mönchen umgaben ihn. Die ganze Stadt holte ihn
festlich ein. Da wurden die Glocken geläutet. Priester und Mönche,
Ratsperfonen und Bürgermeister, Lehrer und Schüler, Männer, Weiber
und Kinder zogen ihm mit Fahnen und Kerzen entgegen und führten
ihn in großem Zuge in die Stadt. Voran wurde auf samtenem Kissen
eine Urkunde des Papstes getragen. Dann folgte der hochmütige Mönch.
Er trug selbst ein großes rotes Kreuz, das mit einer Dornenkrone,
großen Nagellöchern und erneut wehenden Panier des Papstes geschmückt
war. Hinter ihm her führte man zwei große hölzerne Laden, Tische
und Körbe. Der lange Zug bewegte sich langsam der Kirche zu.
Nacherzählen: Nun könnt ihr die erste Frage beantworten.
Welche? Erzählt!
Besprechung: Das ganze Volk ist in Bewegung. Auch die
Kleinen sehen und reden davon. Wie denkt ihr euch zwei zu¬
schauende Kinder?
Heute kommt der Mönch. Die Boten haben sein Nahen schon ver¬
kündet. Väter und Kinder der Stadt sind ihm schon entgegen gezogen.
Die Glocken läuten. Da rennen und jagen die Leute aus den Gassen
nach der Hauptstraße, denn auf diesem Wege muß er kommen. Als ob
man einen Heiligen erwarte, steht die harrende Menge im wühlenden
Gedränge. Da naht der Gottgesandte.
Sieh, was wird dort aus samtenem Kissen vorangetragen? Das
ist gewiß ein wichtiges Schreiben vom h. Vater. Wer ist der Vor¬
nehme, der dort dem Wagen entsteigt? Wie ihm die Leibwächter behüls-
lich sind! Jetzt nimmt er das blutrote Kreuz in die Hand und trägt