Full text: [Bd. 3, Abt. 1] (Bd. 3, Abt. 1)

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Hauspolitik und um das Hausvermögen vor Zersplitterung zu bewahren, 
einer Anzahl ihrer Söhne einträgliche Prälaturen zu erwerben. Der 
Charakter des geistlichen Amtes mußte da weit zurücktreten. Der 
Genuß des reichen Einkommens, die pfaffenfürstliche Ehre, die Hand¬ 
habung der bischöflichen Machtmittel wurden vielfach zur Hauptsache. 
Wie um andere Burgen, Laude und Gerechtsame stritt man, wo 
mehrere Anwärter auf ein Bistum Anspruch erhoben; Brand und 
Blutvergießen erfüllte die Gebiete. Fühlte der Bischof lich als 
regierenden Herrn, der wie die Laienfürsten Steuern erhob und 
Kriege führte, so blieb für die ursprüngliche Hirtenthätigkeit selten 
®eiD@!- ^eit unb Neigung Übrig. Die geistlichen Funktionen fielen einem 
WMbischofe zu, und die Jurisdiktion besorgte ein Official. Das 
Amt des letzteren kam während dieser Periode in Gebrauch und 
engte das Archidiakonat ein, dessen Machtentwickelung den Bischöfen 
m.ru" gefährlich zu werden drohte. - Der niedere Klerus genoß nicht des 
besten Rufes, schlimme Unwissenheit, Pflichtvergessenheit und fitten- 
‘gegen ben lofes Leben wurden ihm nachgesagt. — Während der ganzen Periode 
Klerus, begegnen Beispiele des Hasses gegen die Kleriker, der sich bisweilen 
Klosterwesen, bis zu Mutiger Gewaltthat steigerte. — Die Zahl der Klöster war 
in Besonders die Bettelmönche übten 
starken Einfluß auf das religiöse Leben des Volkes. Weitgehende 
päpstliche Privilegien gestatteten ihnen allenthalben zu predigen und 
Beichte zu hören. Ungern sah das der Weltklerus. Allein seine 
geringe Bildung vermochte nicht mit den Mönchen erfolgreich zu 
wetteifern. Den Verfall des Klosterlebens suchte das 15. Jahrhundert 
durch sog. Reformationen aufzuhalten. Diese hatten sowenig wie die 
Klofterresormen des vorigen Zeitraumes dauernden Bestand und 
fanden zudem nicht überall Eingang. Weit entfernt, Stätten der 
Gottseligkeit und eines selbstverleugnenden Wesens zu sein, waren 
die Klöster nur allzuhäufig der Schauplatz wüster Gen^ißsnrfit und 
RDHer^egenjeitiger Anfeindung unter denen, die Brüder sein 
sollten. Die Frauenklöster dienten teilweise zur Versorgung solcher 
adliger Mädchen, die sich nicht verehelicht hatten. Ähnlich wurden 
| Patriziertöchter in Klöstern untergebracht. Gerade die Frauenklöster 
I widerstrebten den Versuchen des 15. Jahrh.*), eine bessere Zucht ein- 
*) Der Nachweis in Gieseler, Kirchengesch. II, 4 § 140 n. 1. S. 280 ff. Der 
Paragraph ist auch sonst überaus lehrreich. U. a. zeigt er in n. o., wie man mit 
höchst körperlichen Mitteln diese Kloster-„Reformation" durchsetzen wollte und 
dazu die Mitwirkung des Landesfürsten nicht verschmähte.
	        
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