Maximilian II. 1564—1576, 135
aus allen Ländern erstattet werden. — Die Verbreitung des Ordens ging
außerordentlich schnell; im Jahre 1540, da er die päpstliche Bestätigung erhielt,
zählte er nur 10 Mitglieder, im Jahre 1608 schon über 10,000 und im Jahre
1700 gegen 20,000.
Neben der deutschen, lutherischen Reformation Dar eine schweize¬
rische hergegangen, durch Ulrich Zwingli in Zürich begonnen und durch Jo¬
hann Calvin in Genf vollendet. Die deutschen und schweizer Reformatoren
wichen in wichtigen Lehren (vom Abendmahl, von der Gnadenwahl) wesentlich
von einander ab, und wie Luther sich mit Zwingli nicht hatte bereinigen können,
so blieb auch zwischen Lutheranern und Reformirten (so heißen Zwinglis
und Calbins Anhänger) ein scharfer Gegensatz bestehen, der in Lieblosigkeit und
Feindschaft ausartete, je mehr die resormirte Kirche auch in Deutschland Boden
gewann. In diesem heftigen Streiten und gegenseitigen Verketzern erstarb der
erste Schwung und Begeisterung der Reformation und die offenbare Uneinigkeit
und wechselseitige Befehdung der beiden Reformationskirchen konnte nicht dazu
beitragen ihnen Anhänger zu werben.
Kaiser Ferdinand starb 1564 und hinterließ seinem Sohne
66. Maximilian II. 1564-1576.
die deutsche Krone. Auch Maximilian gehört in die Reihe derjenigen Kaiser,
welche ihr hohes Amt in Milde und Gerechtigkeit bemaltet haben. Ein sehr
ehrenwerthes Zeugniß legten seine böhmischen Unterthanen über ihn ab, als sie
ihn den Polen, die einen König suchten, empfahlen. „Unser Böhmen befindet
sich unter Maximilians Regierung besser, als wenn es bon einem angestammten
Vater regiert würde; unsere Gesetze, Vorrechte und Freiheiten werden bon ihm
geschützt, und was man fast ein Wunderwerk nennen möchte, ist die große Klug¬
heit und Unparteilichkeit, mit welcher er den berschiedenen Glaubensgenossen be¬
gegnet und sie dadurch zur Sinmüthigfeit, Duldung und gegenseitigen Liebe führt."
Die Polen bestärkten dieses Zeugniß durch den Zusatz: „Er habe das ganze
christliche gemeine Wesen, welches durch Empörung und Zwietracht erschüttert sei,
so in Ordnung gebracht, daß er mehr Triumphe durch feinen Verstand im
Frieden, als andere durch Kriege erhalten habe." — Und so steht in der That
fein Ruhm in der Geschichte da. Während in den Niederlanden der lange und
blutige Befreiungskrieg gegen die spanische Herrschaft seinen Anfang nahm, und
in Frankreich ebenfalls der Religion wegen in den Hugenotten-Kriegen viel un¬
schuldiges Blut vergossen und zur Schande der Menschheit in der Bartholomäus¬
nacht oder sogenannten Pariser Bluthochzeit in der Nacht vom 24. auf den 25.
August 1572 die schrecklichsten Gräuel verübt wurden, genoß Deutschland unter
dem trefflichen Kaiser Maximilian einer erfreulichen Ruhe. Seine beiden Söhne
jedoch,
67. Rudolf II. 1576-1612, und Mathias 1612—1619.
die ihm nacheinander folgten, haben nicht in dem Sinne des Vaters regiert.
Unter ihnen ist die Zwietracht zwischen den Religionsparteien wieder bis aus den
höchsten Grad gestiegen, so daß sie zuletzt in den schrecklichen dreißigjährigen
Krieg ausbrach. Rudolf war träge und nachlässig und ließ sich in Regierungs-