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Da man nun aber den Zinnstein ebenso im Sande fand wie das Gold und
durch seine Schwere auf ihn aufmerksam wurde, ja, bald auch das Zinn schmelzen lernte,
so ergab sich schon frühe, vielleicht sogar durch gemeinsames Niederschmelzen von Kupfererz
und Zinnstein, daß eine Mischung von Zinn und Kupfer, die man jetzt Bronze nennt,
sich vortrefflich zu allerlei Gerathschaft eignete.
Aber auch dies Metall war nur wenigen Reichen zugänglich, und so lange das Eisen
nicht belannt und allgemein verbreitet war, lonnte die Menschheit keine großen Fortschritte
in der Bildung und Besserung ihres äußeren Zustandes machen.
3. Das Eisen aber kann, weil es so große Neigung hat, sich mit dem Sauerstoff der
Luft zu verbinden, nicht gediegen auf der Erde vorkommen, sondern wird Uberall gleich zu
Rost und dadurch in den Ansammlungen zu Eisensteinen. Da ist denn gleichsam durch
ein unnittelbares Geschenk des Himmels der Mensch zuerst mit dem Eisen delannt gewor⸗
den Aus dem Weltenraume, in welchem die Planeten mit uns um die Sonne kreisen,
fallen zuweilen Steine auf die Erde, welche von zerbrochenen Weltkörpern herrühren mö—
gen und in großer Anzahl um die Sonne kreisen. So oft sie in die Nähe der Erde kom⸗
men, leuchten sie auf und bilden die bekanuten Sternschnuppen; streichen sie ganz
nahe vorbei, so gestalten sie sich zu Feuerkugeln; und fallen sie als solche zur Erde,
so enthalten sie allemal einen Stein, der tief in den Boden oder in die Werke der Men—
schen einschlägt.
Diese Steine Meteorsteine genannt, sind nahezu von gleicher Beschaffenheit, wie
manche aus Vullanen geflossene Lava. Einige aber enthalten Punkte von gediegenem Eisen,
andere ein dickes, ästiges Netzwerk solchen Metalles, und wieder andere bestehen gunzlich
aus gediegenem Eisen. Man hat Blöcke von vielen Hundert Pfund fallen sehen und andere
gefunden, deren Fall durch die Umstände deutlich erwiesen ward. Daher war schon in den
ältesten Zeiten im Morgenlande und ist noch bei einigen wilden Völkerschaften das Eisen
wohlbekannt, wenn auch höchst kostbar, und das herrliche, sehnige Gefüge des Meteoreisens
hat zu dem Ansehen des köstlichen Damascenerstahles, aus welchem die preiswürdigsten Klin⸗
gen gefertigt wurden, die erste Veranlassung gegeben.
4. Mit welcher Freude mulssen die Entdecker die Thatsache begrüßt haben, daß man ein
zu allerlei Waffen und Werkzeug so unschätzbares Metall, wie das vom Himmel gefallene
Eisen, durch einfaches Schmelzen mit Kohle aus unscheinbaren, rostigen Steinen herstel⸗
len könne!
In der That ist es eine seltene Gunst der Natur, daß das Eisen so allgemein ver⸗
breitet ist, daß es sich in lleineren Mengen fast in jedem Stein und jeder Erde findet,
und daß schon die gewöhnlichen Vorgänge des Wasserlaufes auf Erden dazu dienen, um es
in Sümpfen und Morästen als Raseneisenste in anzusammeln. Nicht minder aber
kommt es in großen Bergen zwischen den granitähnlichen Felsarten vor, und in allen
Gebirgen findet es sich ebenso wie die Erze der übrigen Metalle, auf sogenannten Erz⸗
güngen.
Welcherlei Eisenstein man aber habe, immer beginnt man gegenwärtig das Zugute⸗
machen damit, daß man sie in thurmförmigen Oefen mit Holzkohlen oder Coals schichtet
und durch ein kräftiges Gebläse in die höchste Glut setzt Dann verbrennt die Kohle nicht
bloß durch den Sauerstoff der Luft, sondern auch durch den Sauerstoff des Eisensteins,
und das Eisen wird flüssig an der tiefsten Stelle des Ofens ausgeschieden, geschützt gegen
Verbrennung und Verunreinigung durch eine darauf schwimmende, glasähnlich geschmolzene
Schlacke.
b. Das fließende Eisen ist im Stande, alle n man ihm darbietet, auszufüllen
und Gefuͤße von denselben Gestallen zu bilden, wie der Töpfer sie aus Thon der verschie—