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201. Wer im Frühjahre nicht säet, wird im Spätjahre nicht ernten. 
1. Es sind einmal zwei Landleute gewesen in demselben Dorfe, 
von denen einer sehr tätig, der andere sehr träge und ein Müßig¬ 
gänger war. 
Als der Schnee auf den Feldern geschmolzen, das Eis aufgetaut 
und das Land durch die scharfe Märzluft trocken geworden war, zog 
der eine, der fleißige, sogleich hinaus mit Pferden und knechten, 
pflügte, säte und bestellte alles wohl auf seinem Acker. Und als der 
Sommer gekommen war, standen seine Acker voll wogender Ähren; 
die Sicheln erklangen, Garben wurden gebunden und in Haufen 
gestellt; — der fleißige erntete reichlich mit Gottes Hilfe. 
Der Müßiggänger hatte im Frühjahr gedacht: „Es ist immer 
noch Zeit zum Säen; was soll ich mich jetzt schon anstrengen und mir 
Mühe machen; kommt Zeit, kommt Rat!" Er versäumte die beste 
Zeit; späterhin ließ er wohl dieses und jenes Feld bestellen, manches 
gar nicht. Als nun die Zeit der Ernte kam, trugen die Acker, auf die 
nicht gesät war, Unkraut genug, aber kein Körnlein Gerste oder 
dergleichen; auf den übrigen erntete er sehr wenig. 
2. Es sind einmal zwei Knaben gewesen in derselben Stadt. 
Der eine war tätig, der andere war träge und ein Müßiggänger. 
Jener benutzte den Frühling des Lebens, seine Jugend, gar wohl 
zum Lernen und ward späterhin ein Mann, der Segen und Dank 
erntete. — Dieser, der Müßiggänger, versäumte und verträumte die 
Zeit seiner Jugend; er lernte nichts, blieb unwissend und ward 
späterhin ein Mann, der nichts erntete als Elend und Schande. 
202. Wo nichts ist, kommt nichts hin. 
Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine keine Lust und 
keinen Mut, etwas zu erwerben, weil ihm das Geld nicht zu den 
Fenstern hineinregnete. Er sagte immer: „Wo nichts ist, kommt 
nichts hin." Und so war es auch. Er blieb sein Leben lang der arme 
Bruder Wonichtsist, weil es ihm nie der Mühe wert war, mit seinen 
kleinen Ersparnissen den Anfang zu machen, um nach und nach zu 
einem größeren Vermögen zu kommen. So dachte der jüngere 
Bruder nicht. Der pflegte zu sagen: „Was nicht ist, das kann werden." 
Er hielt das Wenige, was er von seinen Eltern geerbt hatte, zu Rate 
und vermehrte es nach und nach durch eigenes Ersparen, indem er 
fleißig arbeitete und eingezogen lebte. Anfänglich ging es hart und 
langsam. Aber sein Sprichwort: „Was nicht ist, das kann werden", 
gab ihm immer Mut und Hoffnung. Mit der Zeit ging es besser. Er 
wurde durch unverdrossenen Fleiß und Gottes Segen noch ein reicher 
Mann und ernährt jetzt die Kinder seines armen Bruders Wonichtsist, 
der selber nichts zu beißen und zu nagen hat. 2°h. Pet. He»el.
	        
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