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der Säugling die liebende Mutter, und so Nahrung nehmend und er¬
kennend, wächst er und erstarkt. So lernet, Leben nehmend aus des
Lebens Ursprung, die Seele, wer Gott sei, und erstarkt hierbei zum
Leben der Ewigkeit. G. H. Schubert.
56. Ledensworte.
Zu dem vollen Rosenbaume
Sprach der nahe Leichenstein:
„Ist es recht, in meinem Raume
Groß zu thun und zu verhüllen
Meiner Sprüche goldnen Schein,
Die allein mit Trost erfüllen?"
„Auch aus Grüften," sagt' die Blüte,
„Ruft mich Gottes Macht und Güte,
Heller noch, denn todte Schriften
Sein Gedächtnis hier zu stiften.
Und ich blühe tröstend fort,
Ein lebendig Gotteswort." E. Fröhlich.
57. Alte Sprüche.
(Aus dem Froschmäusler 1608.)
Dankbarkeit ist eine schöne Tugend,
Ziert das Alter und die Jugend;
Wen man undankbar nennen kann,
Dem hängen alle Laster an.
Wohl dem, der sich mit Gott und Ehren
Ohn' großer Herren Dienst kann nähren.
Viel verthun und wenig werben,
Ist ein guter Weg zum Verderben.
Es wird nichts so fein gesponnen,
Es kommt doch endlich an die Sonnen.
Wenn die Sonne den Schnee ableckt,
So blickt hervor, was er bedeckt.
Vor seiner Thür kehr' jeder fein,
So wird's in der ganzen Stadt rein.