Object: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

14 
Alte Geschichte. 
und bildeten unter Jerobe am dem Reiche Juda ge¬ 
genüber das Reich Israel. Schon i. I. 
720 wurde dasselbe die Beute des Königs Salmanassar von 
Assyrien, und i. I. 
595 wurde nach der Zerstörung Jerusalems auch das Reich 
Juda von Nebucadnezar vernichtet, die Juden aber wurden 
in das babylonische Exil geführt, aus dem ihnen erst Cyrus 
zurückzukehren erlaubte (Ursprung der Feindschaft mit den 
Samaritern). — Zur Zeit des Darms wurde der Wieder¬ 
aufbau des Tempels vollendet, und Esra und Nehemia 
ordneten nun die Verhältnisse des unter persischer Oberherr¬ 
schaft neu entstehenden Staates; nie aber gelangte derselbe 
wieder zur Selbstständigkeit (§. 27, 1.). 
Die Religionserkeuntniß der Israeliten war in der ältesten 
Zeit, wo bei ihnen der Familienvater noch zugleich Stammfürst und im 
Besitze aller Gewalt war (Patriarchen), einfach und erhaben. Sie 
verehrten den einen lebendigen Gott als Schöpfer Himmels und der 
Erde, als den allmächtigen, heiligen Regierer der Welt. — Während 
ihres Aufenthalt in Aegypten aber sank die reine Erkenntniß Gottes 
immer tiefer unter dem Volke durch Vermischung mit dem Thierdienste, 
bis sie durch Mose vollendeter wieder hergestellt wurde. ■— Nach den 
Gesetzen, die Gott durch ihn dem Volke Israel gab, erscheint Gott selbst 
als alleiniger Herrscher des Volks (Theokratie), und alle Gesetze als 
göttliche Gebote. Die Priester waren nur Werkzeuge Jehovahs, auch 
die Könige später nur seine Stellvertreter. — In der Treue gegen- Je- 
hovah bestand die einzige Macht des Volkes, und daher mußte auch das 
Reich Israel zuerst zu Grunde gehen, da seine Könige, um sich auf dem 
Throne zu behaupten, den Götzendienst einführten. — Auch in dem Reiche 
Juda fand derselbe Eingang, und vergebens erschallte die warnende 
Stimme der von Gott gesandten und erleuchteten Proph e ten (Jesaias 
e. 70t); Jeremias), die das Volk ermahnten, zu dem verlassenen Gotte 
zurückzukehren. Erst in der babylonischen Gefangenschaft beweinten die 
Israeliten ihren Ungehorsam, und tröstend traten jetzt die Propheten 
(JeremiaS, Ezechiel, Daniel) auf, mit der Verheißung der Rückkehr in 
ihr Vaterland, und der noch herrlicheren eines Königs aus Davids 
Stamm (des Messias), der ein ewiges Reich aufrichten, und auch die 
Heiden unter seinem Seepter versammeln sollte. 
Auch bei den Israeliten ging alle Kunst aus der Religion hervor. 
Daher finden wir bei ihnen keine bildende Kunst, denn das erha¬ 
bene Wesen Jehovahs konnte durch kein Bild dargestellt werden. Auch 
in der Baukunst zeichneten sie sich nicht aus, und selbst den Tempel 
Salomo's erbauten Phönicier. Um so herrlicher blühte bei ihnen die 
Dichtkunst, und die poetischen Bücher des alten Testaments stehen in 
ihrer großartigen Einfachheit und Erhabenheit als wunderbare Denk¬ 
mäler aus einer Zeit da, wo den meisten Völkern selbst die Schreibe¬ 
kunst noch unbekannt war, und als unerreichte Muster für alle Jahr¬ 
hunderte. . 
Geringen Eiufluß übte die reinere Religionserkenntniß bei den Israe¬ 
liten auf die Verbesserung der Lage des werblichen Geschlechts, 
vielmehr befanden sich die Hebräerinnen ziemlich in demselben unter¬ 
geordneten Verhältuiß, wie die Frauen der übrigen orientalischen Völ-, 
ker, obgleich Moses sie mit Schonung behandelt wissen wollte, und un¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.